Tanzunterricht im TanzRaum für Kinder und Jugendliche. Tanzt dein Kind im TanzRaum? Oder denkt ihr darüber nach? Bitte nehmt euch eine 1/4 Stunde Zeit und lest die folgenden Gedanken. Vielleicht sind diese auch über die TanzKunst hinaus interessant. Eine Vermutung (frei nach Gerald Hüther): Was antworten die meisten Eltern, wenn sie gefragt werden, was sie sich für ihre Kinder wünschen? «Glücklich sollen sie sein, jetzt schon, aber auch noch später, als Erwachsene.» Und wenn man die Eltern dann weiter befragt, was ihrer Meinung nach jedes Kind überall auf der Welt wirklich braucht, um sein Leben so gestalten zu können, dass es glücklich wird, kommen die Antworten hervorgesprudelt wie das Wasser aus einer Quelle: eine Tätigkeit, die Freude macht, verlässliche Freunde, die zu ihm halten, und natürlich auch Geborgenheit, Vertrauen, Zuversicht, viel Phantasie und gute Ideen, auch Herausforderungen und immer wieder ganz viel Freude am eigenen Entdecken und am gemeinsamen Gestalten. Möglicherweise ist es, um wirklich glücklich zu sein, wichtig, dass einem möglichst vieles im Leben gelingt. Wir können es nicht für die Kinder machen, auch wenn wir uns noch so sehr darum bemühen. Aber wir können ihnen ermöglichen, sich all das anzueignen, was sie brauchen, damit sie ihr Leben so gestalten können, dass es gelingt. Einleitung: Ein Mensch strahlt Zufriedenheit aus, wenn Körper, Geist und Gefühl eine erfüllte Einheit bilden. Diese Chance bietet das Tanzen. Kinder haben keine Defizite, sondern sind GANZ von Anfang an. Kinder wollen lernen. In einem angst- und wertfreien Raum wollen sie ihren Selbstwert, ihre Selbstständigkeit und ihr Selbstbewusstsein entdecken und Erfahrungen und Erlebnisse in das bestehende Ganze integrieren. Das Kind kann als Subjekt behandelt werden, damit es die Welt für SICH entdecken kann. Es kann sich als in seiner Einzigartigkeit gesehen erleben - und es bekommt die Sicherheit, geliebt zu werden, so wie es ist und wie es die eigene Sicht auf die Welt entwickelt. Es kann als Individuum wachsen und dabei Respekt vor anderen Menschen entwickeln und zusammen arbeiten. Ein Grundprinzip unseres Kindertanzes. Das erfordert eine Tanzkunst, die diese Möglichkeit in einem sozialen Kontext bietet. Alle sind gleichwertig, ohne Gleichmacherei. Co-Kreativität, Strukturen und Abläufe regeln das Miteinander. Hilf dem Kind es selbst zu tun. Regeln machen auch für die gelernten Tänze Sinn, weil sie Struktur geben und kreativ wiederholt werden können. Jedes Kind tanzt gerne. Richtig oder falsch spielen keine Rolle. Ich bin, ich mache und spüre mich. Ich entwickele meine eigene Ästhetik. Was andere machen ist konkurrenzlos interessant. Vor diesem Hintergrund stellen wir uns Fragen für unseren Unterricht: Wie kann Tanzen lernen für die Kinder und Jugendlichen sinnvoll gestaltet werden? Wie kann man gemeinsam Tanzen und gleichzeitig das Individuum unterstützen persönlich zu wachsen? Wie lässt sich eine eigene Ästhetik und eine künstlerische Kompetenz entwickeln? Unsere Tanz-Pädagogik verbindet die Kunstbereiche des Tanzes mit dem Ziel persönlich zu wachsen. Sie schöpft aus den Potentialen der TanzKunst und ermöglicht Erfahrungen und Reflexionen darüber. Ein Transfer über die TanzKunst, über den TanzRaum hinaus wird möglich. Über die TanzKunst entwickelt sich die Persönlichkeit. Beim Tanzen ist der ganze Mensch aktiv. Körperlich, emotional, kognitiv, mit sich und anderen im Kontakt. Im Folgenden gehen wir zunächst auf die Aspekte des Tanzes ein. Raum, Zeit und Musik, Körper und Bewegung, Sozialbezug und Fantasie. Diese beinhalten sowohl auf der Wahrnehmungs- als auch auf der Bewegungsebene Kompetenzen, die sowohl die Tanzkompetenz fördern, als auch vielfältige Möglichkeiten bieten, persönlich zu wachsen. Wir beschreiben die Aspekte des Tanzes nacheinander und verdeutlichen die Entwicklung in den verschiedenen Altersgruppen der Tänzer*innen. Darauf folgend gehen wir auf das Thema „Integration von Erfahrungen“ über die Reflexion ein. Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen, sondern tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv zugänglich und anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich Erfahrungen zu reflektieren. Wir machen TanzKunst. Diese gliedert sich in 3 Bereiche des Tanzes. Improvisation, Choreografie und Repertoire. Jeder Tanzbereich fordert charakteristische Kompetenzen, die zum Gelingen notwendig sind. Davon handelt der 3te Abschnitt 1. Die Aspekte des Tanzes Um Tanz zu lernen, muss ich ihn verstehen, um dann wieder intuitiv zu werden Tanz ist strukturiert. Tanz / Bewegung hat fünf Aspekte, die in jeder Bewegung immer gleichzeitig vorhanden sind: Raum Zeit / Musik Körper / Bewegung Sozialbezug Fantasie Die Aspekte greifen ineinander und überschneiden sich. Für das Lernen ist es sinnvoll, die Aspekte auch einzeln zu fokussieren, zu üben, zu verstehen und dann zu integrieren. Integration bedeutet hier, dass der Lernende immer als vollständig betrachtet wird und als ganzer Mensch wächst. Im Gegensatz existiert häufig eine defizitäre Sicht auf den Menschen – es fehlt IMMER etwas und der Mensch kann gar nicht vollständig im Hier und Jetzt sein. Lernen im TanzRaum bezieht sich auf der einen Seite auf die Tanzkompetenz, und – auf pädagogischer Ebene begleitet – auf das gesamte persönliche Wachstum. Tanzen ist dafür besonders geeignet, denn die Welt lässt sich nur begreifen, wenn man sich darin bewegt – wenn das Kind, Jugendliche und auch der Erwachsene aktiv ist und Erfahrungen einsammelt und reflektiert. So machen wir das im Unterricht. Tänzerisches lernen mit dem Ziel die Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken. Jeder Tanzaspekt birgt Kompetenzen, die – wenn sie in das Menschsein integriert werden - sowohl die Tanzkünstlerische Kompetenz, als auch die Persönlichkeit wachsen lassen. Sie sind die „Werkzeuge für unseren Unterricht. Es folgen zunächst Gedanken zu den 5 Tanzaspekten Raum Zeit / Musik Körper / Bewegung Sozialbezug Fantasie 1.1. Raum: Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum. Wie entwickelt sich das Raumverständnis in den verschiedenen Entwicklungsphasen des Kindes. Und wie kann Tanzen das unterstützen? Kinder sind neugierig und wollen die Welt entdecken. Im Tanzunterricht sammeln die Kinder Erfahrungen, indem sie räumliche Tanzaufgaben meistern. Darüber entwickeln sich die kognitiven Fähigkeiten des Kindes und führt in der Entwicklung zu Autonomie und Selbstständigkeit. Raum muss erlebt werden, um sich darin zu entwickeln. Dafür ist Bewegung eine Grundlage. Tanzen ist das ideale Medium Raum zu nutzen, zu erleben und zu reflektieren. Raum ist Orientierung: Mein Körperraum – mein Umgebungsraum, vorwärts – rückwärts – seitwärts, unten – oben, Kurven, Linien, Formen, Abstand, Zwischenräume, Raum nehmen – Raum lassen, links, rechts, geradeaus, Spielraum, TanzRaum, Kunst, Architektur, Wissenschaft, Philosophie uvm. Uns fällt momentan immer wieder auf, wie schwer es einigen Menschen fällt, Abstand zu halten. Im Tanzen üben wir das: Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum. Ich kann „Raum“ benennen und reflektieren. Ich lerne mich zu orientieren. Raum nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der primäre und direkteste Kanal ist das „Sehen“. Das Raumverständnis von Kindern entwickelt sich immer weiter in den unterschiedlichen Lebensphasen. Es macht Sinn, die Entwicklungsphasen des Kindes zu kennen, um im Unterricht die Inhalte so anzubieten, dass diese beim Kind ankommen können und sich von dort aus weiter entwickeln können. So sind auch die Gruppen organisiert. 4-6 Jahre Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe hier –bezogen auf die Entwicklung des Raumverständnisses - etwas ausführlicher. Das Kind entwickelt nun ein Verständnis für räumliche Beziehungen. Die erste Orientierung ist dabei zunächst die eigene Position im Raum. Dabei fällt es dem Kind zu Beginn leichter den Raum zu erfassen, wenn Gegenstände zunächst stillstehen. Das Kind kann seinen Platz im Raum wiederfinden. Wir üben beispielsweise, festgelegte Punkte/eine eigene Position im Raum wieder zu finden, indem wir diese mit „Tanzpunkten“ optisch markieren. Wir bewegen uns durch die Zwischenräume. Dabei sind Tanzpunkte eine gute Orientierung, geben Sicherheit. Die Kinder erlernen gemeinsam einen Kreis zu kreieren, mit Kreisbahn und einem Mittelpunkt. Sie nutzen die Kreisbahn, den Weg zum Mittelpunkt, den Mittelpunkt. Die Kinder bewegen sich auf einer Linie, zum Beispiel bei „Mary Poppins“. Manchmal klebe ich sie noch auf – später ist diese Markierung dann auch nicht mehr notwendig. Wir tanzen Kurven, wie im zum Beispiel im „Traktortanz“. Wir tanzen durch die Levels am Boden und im Stand. Zum Beispiel im „Boden und Luft – Tanz“. Wir nutzen Raumwege/Richtungen – vorwärts, rückwärts, seitwärts. Wir orientieren uns am Umgebungsraum - dem Garten, der „Erdbeerwand“, dem Eingang, der Musikanlage. Das kann ich sehen und wiederfinden. Der Tanz heißt „Die liegende 8“. Diese und weitere Übungen (Grundlagenarbeit tänzerischen Lernens) zielen auf das Erlernen von Grundkompetenzen, die erarbeitet, geübt/ vertieft/ wiederholt werden, bis das Kind die Möglichkeiten automatisiert. Ihr kennt den Moment, die Kinder legen ihre Markierungen weg und sie sind trotzdem in der Lage ihren Tanzplatz wieder zu finden. Wir lernen eine gemeinsame Tanzsprache Diese Lernerfolge machen wir uns bewusst, wir reflektieren, überlegen wie das sein kann. Das Kind findet seine Sprache für das Erlebte. „Ich habe das geschafft, gemeistert, mir ist das gelungen.“ Wenn nicht jetzt, dann beim nächsten Mal. Ich weiß, ich kann das schaffen. Finde ich eine Sprache, um Erfahrungen auszudrücken, so besteht die Chance, dass es nicht bei einer reinen Erfahrung bleibt, sondern bewusst wird - gelernt wird. Maria Montessori nannte diesen Prozess, Polarisation der Aufmerksamkeit. Wir wiederholen, solange, bis wir es gelernt haben, die Kinder können dann darauf zurückgreifen, es ist abgespeichert. Auf Gelerntes kann ich zurückgreifen, darauf aufbauen und weiter differenzieren. 7-9 Jahre Das Kind wird älter, entwickelt sich weiter und auch das Raumverständnis entwickelt sich immer weiter. Das Kind kann sich – was Richtungen und Distanzen betrifft – an Objekten oder Mittänzer*innen orientieren. Raumverständnis lässt sich auf andere Situationen übertragen - in andere Räume mitnehmen. Räumliche Zusammenhänge – Geometrie – werden genutzt. „Wir sind Architekten“. Das ist oft unsere Einleitung, wenn wir Tänze auf Papier übertragen und das Erlebte mitnehmen und im Nachhinein über das Malen reproduzieren / abstrahieren können. Raumerfahrungen können auch verschriftlicht werden. Das räumliche Erleben im Tanz findet eine Entsprechung im Gehirn und kann in anderen Situationen angewendet werden. Raum kann sich vorgestellt und geplant werden. Ein Transfer ist möglich, Das bedeutet, ich kann eigenständig Tänze entwickeln und den Raum strukturieren. Die TanzRaum-Company Das Raumverständnis vervollkommnet sich. Raum hat auch mehr und mehr sozialisierende Funktionen, wie sich zu repräsentieren und sich selbst darzustellen. Es geht um Kommunikation und Interaktion. (Tanz-)Kunst bietet diese Möglichkeiten. Sie bietet Jugendlichen / jungen Erwachsenen Räume, die wenig kontrolliert sind und in denen sie Erfahrungen sammeln können, um sich persönlich zu entwickeln. Wir machen Demokratie-Erfahrung. Wir teilen Raum gerecht, nutzen beispielsweise das Rotationsprinzip beim Training. Die TanzRaum-Company bietet Räume mit vielen kreativen, aktiven, gleichberechtigten Handlungsmöglichkeiten. Wir entwickeln TanzKunst und zeigen sie. Ältere tanzen mit fortgeschrittenen Jüngeren zusammen und diese können von den Erfahreneren tänzerisch und persönlich lernen und profitieren. 1.2. Zeit der Bewegung – Zeit der Musik Straßenverkehr, Natur, fremde und vertraute Stimmen, das Ticken einer Uhr, Musik – unsere Welt ist voll von Geräuschen und Klängen. Kinder sind neugierig und suchen diese Klangwelt zu erlauschen und zu erfahren. Jedes Kind besitzt die Fähigkeit, Geräusche und Musik zu erleben. Zeit kann klar strukturiert sein – über Sekunden, Stunden, Tage. Zeit kann in der Wahrnehmung aber auch unterschiedlich schnell vergehen, je nachdem was ich tue. So hat auch Musik zeitliche Phänomene. Sie kann langsam oder schnell sein. Und Pausen haben. Sie kann plötzliche Momente haben oder sich allmählich verändern. Sie kann ein Grundtempo haben, welches sich durch „Schläge“ (wie der Puls) klärt. Je nachdem, welcher Schlag betont ist, so ist der Takt (z.B. 4/4 oder ¾ ). Jetzt wird’s kompliziert: Ist es eine ungleichmäßige Folge von Dauern und Pausen über dem Grundtempo, die sich wiederholt, entsteht ein Rhythmus (z.B. Samba). Darüber breiten sich Melodien in Bögen aus und verklingen wieder. Musik kann aber auch rein atmosphärisch sein, bei der eine zeitliche Einteilung weniger im Vordergrund steht. Doch Musik ist mehr als ein akustisches Signal. Sie aktiviert weite Bereiche des Gehirns und verbindet die Gehirnhälften, weckt Assoziationen und Emotionen. Musik macht gute Laune, oder kann auch aggressiv sein. Musik hat eine bestimmte Energie, spricht uns körperlich an, unterstützt Kontakt, Fantasie, hat Raum. Zum Thema Musik gibt es unendlich viele Informationen. Über Musik als Kunstgattung, Musiktheorie, Musikpädagogik, Musik als Kulturgut … . Im Unterricht steht der Tanz im Vordergrund, Musik kann den Tanz unterstützen. Das Kind kann sich an Musik orientieren, doch die Bewegung kann auch eine eigene Zeit haben, unabhängig von musikalischen Vorgaben. Ich kann Zeit der Bewegung selbst entscheiden. Es gibt: Zeit der Bewegung – Zeit der Musik Die Frage ist, wie setze ich Musik ein, damit sie unsere tanzpädagogischen Ziele unterstützt. Das hat wiederum etwas mit der Entwicklung des Kindes zu tun. Was macht Sinn? Musik nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der primäre und direkteste Kanal ist das „Hören“. 4-6 Jahre Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe auch hier etwas ausführlicher. Kindern begegnet Musik in verschieden Feldern. Vielleicht hören sie zuhause die Musik der Eltern mit. Oder sie hören Kinderlieder - Lieder zum Mitmachen oder auch Serienhits. Ich nenne das manchmal Ihre „Kinderzimmer-Musik“. Diese ist oft schon vorbesetzt mit Eindrücken und Bildern. Und das ist auch wunderbar beim Hören zuhause oder mit Freund*innen. Wir entscheiden uns für den Tanzunterricht bewusst für Musik, die Raum zum Tanzen öffnet und in der die Kinder Möglichkeiten entdecken können. In diesem Alter braucht es erst einmal deutliche Signale. So suche ich oft Musik, die bspw. über langsam und schnell charakterisiert ist. In der Polarität der Zeit ist langsam und schnell (oder auch Musik an – aus) auch als vordergründiges Merkmal sehr gut zu unterscheiden. Langsam und Schnell „verkörpern“ und unterstützen musikalisch die Basisbewegungen der Kinder, wie Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen. Nach einer Weile beschreiben Kinder: Die Musik hüpft, hat Kurven, Wellen, ist in Zeitlupe… . Weiter wähle ich Musik, die die Fantasie beflügelt. Im „Einhorn-Tanz“ animiert die Musik die Kinder, einen Ausdruck zu finden: Es wird gezaubert, die Kinder fliegen mit den anderen zusammen. Die Kinder verkörpern Charaktere. Es gibt Musiken, die sofort den Emotional-Körper ansprechen und darüber die Fantasie füttern. Das Gefühl ist nicht von der Musik aufgesetzt, sondern die Kinder finden in Sich den Ausdruck. Er wird unterstützt. Meine Rolle ist, Situationen / Welten zu kreieren, in denen die Kinder ihren Ausdruck finden können und damit an der Musik emotional andocken können. Wir können auch schon Musiken analysieren und die Wahrnehmung auf Instrumente lenken. Höre einmal auf die Geige, höre das Klavier. Wann wechselt in der Musik die Instrumentierung, was steht hier eher im Vordergrund? Hier machen Musiken Sinn, in denen Instrumente oder Abschnitte deutlich charakterisiert sind. Die einzelnen Instrumente/Abschnitte können genutzt werden, um den Tanz zu variieren. Ein schönes Beispiel ist der „Regenbogentanz“. Höre doch einmal von der Filmmusik-CD von Yann Tiersen Die fabelhafte Welt der Amelie, Stück # 11, La valse d’Amelie (Version orchestre) Hier kann man die einzelnen Abschnitte gut hören. Dazu gibt es dann die „Wunschbewegung“, das „Fliegen“, den „Regenbogen“. Am Platz, im Kreis, durch den Raum … . 7-9 Jahre Nun hat das Musikverständnis sich schon weiterentwickelt. Wir beschäftigen uns nun auch schon damit, zeitliche Strukturen zu entdecken. Tempo, Takt, Rhythmus… . Wir synchronisieren die Zeit der Musik und die Zeit der Bewegung. Höre ich den Takt? Den Rhythmus? Die Melodie? Wie betone ich die Bewegung? Wir bilden zeitliche Phänomene der Musik in der Bewegung ab. Bewegungsfolgen werden gelernt und wiederholen sich in der Zeit der Musik. Wir schauen auch, wie Musik künstlerisch genutzt werden kann. Das entscheiden die Kinder. Es gibt beispielsweise eine Rolle. Aus einer Auswahl entscheidet das Kind mit, welche Musik für die Rolle genutzt wird. Die Kinder entscheiden das nach ihrem Gefühl und finden Kriterien, warum sie sich entscheiden. Darüber entwickeln und eine eigene Ästhetik! Und nicht meine oder die des Musikers. Wir ordnen auch die Musik ein. Wie Anfangs beschrieben, gibt es Lieblingsmusik, die die Kinder zu Hause hören und Musik, die im gestalterischen Sinne zum Tanzen hilfreich ist. Die TanzRaum-Company Hier braucht es einen Mittelweg, der zum einen das Lebensgefühl der Jugendlichen unterstützt und wiederspiegelt und zum anderen in eine – vielleicht noch unbekannte – experimentelle und künstlerische Welt führt und worüber sich der Horizont über das Lebensgefühl hinaus erweitert. Das gilt so auch für Erwachsene. An dieser Schwelle stehen die älteren Jugendlichen jetzt. Es werden auch Musiken genutzt, die herausfordern. Das heißt, wir lernen dabei auch Abstand von der Musik als reine „Gefühlssache“ zu nehmen und die ganze Bandbreite von Musik im künstlerischen Kontext zu reflektieren und zu nutzen. So müssen Tanzen und Musik im Zusammenspiel nicht unbedingt die gleiche Energie, den gleichen Ausdruck haben, sondern ergeben erst im Zusammenspiel ein künstlerisches Drittes. Sogar Tanzen zu einem Gedicht ist möglich, wie aktuell zum Beispiel bei „Der Panther“. Wir schauen uns Choreografische Prozesse an, beschreiben diese und ordnen diese künstlerisch ein. Es bedarf der Achtung vor Musik und der Achtung vor der Tanzkunst. Beides zusammen zu bringen ist erfüllend. Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst von Musik beflügelt zu sein. 1.3. Körper und Bewegung: Koordination und Gefühl Als motorische Entwicklung wird die Entwicklung aller Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers während des Heranwachsens bezeichnet. Kopf, Schulter, Rumpf, Becken, Arme und Beine. Wie entwickelt sich das Zusammenspiel? Und ganz wichtig: Wie fühlt sich das an? Körper und Geist verändern sich ständig. In welche Richtung das geht, hängt davon ab, wie ich damit / mit mir umgehe. Nicht nur Bewegungsabläufe können sich entwickeln, sondern es ist auch möglich das Körpergefühl auszubilden. Fühlt sich mein Körper stark an oder zart? Welches Körperteil führt? Wie fühlen sich große oder kleine Bewegungen an? Ich mag mich so, wie ich bin! Uvm.. Bewegung / Bewegungsgefühl ist eine wesentliche Voraussetzung für kognitives und soziales Lernen. 4-6 Jahre Spielerisch, altersgemäß und zielgerichtet entwickeln die Kinder ihre eigene Tanz - und Bewegungsvielfalt. Der Körper wird in diesem Alter noch nicht in seinen Verbindungen genutzt. Er wird in der Bewegung als Ganzes oder komplett isoliert genutzt. So ist zu Beginn das „Öffnen und Schließen“, das „Groß und Klein werden“ als Ganzes möglich. Es ist auch möglich Körperteile einzeln zu nutzen. Dafür nutzen wir die Basisbewegungen der Kinder, wie Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen. Nach und nach verlassen die Proportion das „Kindchenschema“. 7-9 Jahre Die Kinder kommen in die Schule, die motorische und geistige Entwicklung schreitet voran Die Proportionen nähern sich immer mehr denen der Erwachsenen an. Das heißt, das Kind wird „länger“ und der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr in die Köpermitte. Die niedrige Lage des Körperschwerpunktes führt zu einer stabileren Gleichgewichtslage. Die Körpermitte bietet einen Gegenhalt. Bewegungen verbinden sich dadurch mehr durch den Körper. Untere und obere Extremitäten sind durch den „Massemittelpunkt“ verbunden. Und es können Körperregionen isoliert und koordiniert werden. Es entwickelt sich mehr und mehr ein ausgeprägter, wilderer Bewegungsdrang. Im Tanzen werden die Kinder immer aktiver, selbständiger und das Interesse am gemeinsamen Tanzen steigt. Unterschiedliche Bewegungsabläufe können abgerufen werden. Die Kinder bekommen erste Einblicke in Tanztechnik und – stile, wie Ballett und New Dance. TanzRaum-Company Der Altersunterschied in der Company ist recht groß. Die Jüngeren werden von den Älteren mitgenommen. Die erste puberale Phase setzt bei den jüngeren Kindern ein. Die Gliedmaßen werden länger. Die Muskeln entwickeln sich nicht so schnell und es ist sinnvoll im Training darauf zu achten, dass das Verhältnis von Wirbelsäulenlänge und Muskelkraft in diesem Alter zu Haltungsschwächen führen kann. Die Koordination kann vorübergehend etwas erschwert sein. All das ist einfach so - und wir trainieren und tanzen munter weiter. Wir entwickeln ein positives Körpergefühl. Im TanzRaum gibt es kein zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein … . Du bist okay und tanzt wirklich schön so wie DU tanzt! Das bedeutet aber auch, weiter zu lernen und Herausforderungen zu meistern und auf diese Weise körperlich zu „wachsen“ und zu verändern. Weniger aus einem Defizit heraus, sondern aus einem Gefühl des Aufgehoben seins - aus einem positiven Bewusstsein für meinen Körper heraus. Die Koordination und das Gefühl werden auf einer ganzheitlichen Basis weiterentwickelt. Es fehlt nichts – es kommt etwas hinzu. Der körperliche Veränderungsprozess ist begleitet von einer enormen emotionalen Entwicklung. Die zweite puberale Phase beginnt. Je älter die Kinder werden, umso mehr gleicht sich alles in Richtung „erwachsen werden“ aus. Wir entwickeln einen flexiblen, zarten, kraftvollen – gefühlvollen Körper und ich mag mich so wie ich bin! Wie schön kann es sein, sich beim Tanzen zu spüren und sich vielfältig zu bewegen. Dich leicht, frei und verbunden in deinem Körper zu fühlen. 1.4. Sozialbezug: Die Welt „mit anderen Augen“ sehen Der Duktus unseres Unterrichts ist geprägt von einem Humanistischen Menschenbild und sieht in jedem Menschen eine eigenständige, in sich wertvolle Persönlichkeit und respektiert die Verschiedenartigkeit von Menschen. Niemals sind zwei Personen gleich. Und das wird respektiert. Jeder Mensch wird ernst genommen in seiner ganz eigenen Art und Ausdrucksweise, auch wenn sie uns erst einmal unverständlich erscheint: Für die betreffende Person hat sie einen Sinn, der interessant ist. Dann brauche ich keine Angst vor „Fremdem“ zu haben, sondern wir können uns in unserer Verschiedenheit verbinden und voneinander profitieren. Und sogar etwas – ein Stück TanzKunst - entwickeln, was alleine gar nicht denkbar – tanzbar - gewesen wäre. Wir können mit Gestaltungsfreude gemeinsam neue Ideen erzeugen und diese auszuprobieren. Gerhald Hüther hat den Begriff der Co-Kreativität geprägt. Der Begriff der Kreativität verbindet sich in unserer Kultur zumeist mit der Vorstellung, dass nur der Einzelne wirklich kreativ sein kann. Beim Stichwort Kreativität fallen uns Persönlichkeiten wie Leonardo Da Vinci, Johann Wolfgang von Goethe oder zum Beispiel Albert Einstein ein. Selten erinnern wir uns jedoch an die Namen von Teams, die durch Zusammenarbeit besonders kreative Leistungen hervorgebracht haben. Dabei ist Co-Kreativität eigentlich die kreative Normalität. Denn wir erleben die Welt immer in Beziehung zu anderen Menschen. Wir unterhalten uns, greifen Anregungen auf, stellen uns den Fragen der Anwesenden und verdichten Ideen. Gerhald Hüther verweist darauf, dass das menschliche Gehirn durch Beziehungserfahrungen mit Mitmenschen strukturiert wird und insofern ein „soziales Konstrukt“ darstellt. Intelligenz und Kreativität haben eine kollektive Dimension. Sie sind immer co-intelligent und co- kreativ. Kunst – TanzKunst - in einer wertfreien Atmosphäre – bietet alle Möglichkeiten, ein humanistisches Menschenbild in seinem Menschsein zu entwickeln und darüber in einen kreativen Schaffensprozess zu kommen. Tanzen ist kooperativ. Wir sind ein Team, in dem die Rollen immer wieder wechseln. Es gilt mit anderen zu kooperieren und auf die Wünsche und Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Es geht auch darum sich in der Gruppe zu behaupten, Kontakte mit anderen zu knüpfen und gleichzeitig die Ziele und Bedürfnisse von anderen zu berücksichtigen. Diese Fähigkeiten beginnen sich mit 4 Jahren zu entwickeln. In diesem Alter beginnen die Kinder im TanzRaum zu tanzen. Das Kind beginnt „die Welt auch mit anderen Augen“ zu sehen. Es kann sich erstmals vorstellen, dass andere etwas anders als es selbst fühlen, denken und handeln. (Warum weint oder lacht das andere Kind?) Hierdurch beginnt es sich in andere hineinzuversetzen. Die Ichbezogenheit der ersten Jahre wandelt sich allmählich in ein Interesse für andere. Die Kinder und später Jugendlichen entwickeln im Laufe der Jahre immer mehr und zu einem großen Anteil ihre eigenen Tänze im Team. Darin üben und reflektieren wir die Kompetenzen, die es braucht, um an ein Ziel zu gelangen. Führen und Folgen Offenheit Respekt Entscheidungsfähigkeit Neugierde Probleme lösen ohne aufzugeben = Kreativität Sich zeigen – gemeinsam mit der Gruppe oder alleine Zusammen Spaß haben. „Skills“, die in einer friedlichen, vorurteilsfreien, kooperativen, konstruktiven Welt unerlässlich sind. TanzKunst ist friedlich. Unser Tanzen ist ein künstlerisch, pädagogischer Beitrag zur Friedensbildung. Im Tanzen brauchen wir alle dafür notwendigen sozialen Kompetenzen, die Ich-Stärke, Empathie und die Fähigkeit zu Perspektivenwechsel sowie kommunikative und kooperative Fähigkeiten beinhalten. Und Respekt. Diese Grundgedanken ziehen sich durch die Arbeit mit allen Altersgruppen im TanzRaum. Von 4 – 94 Jahren. Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst im Team etwas zu erreichen. 1.5. Fantasie - Alles ist möglich Fantasie ist die menschliche Fähigkeit der kreativen Vorstellungskraft. Mithilfe der Fantasie kannst du dir Szenarien in der Vergangenheit und Zukunft vorstellen, die so (noch) nicht passiert sind. Sie kann uns sogar fremde Welten eröffnen, die über der rationalen Vorstellungskraft liegen und in der unsere bekannten Naturgesetze nicht mehr gelten. Fantasie kann sowohl bildhaft als auch sprachlich und logisch sein, doch sie beinhaltet immer neue Ideen. Sie imaginiert, stellt sich also bildlich vor, wie etwas sein könnte. Sie kann uns Freude bereiten und uns unterhalten. Überall finden sich in unserer realen Welt Fantasiewelten. In ihnen sind Dinge möglich, die in unserer Welt nicht möglich wären. Grundsätzlich ist Fantasie die Voraussetzung für Innovation. Es braucht Ideen, die über unsere faktisch ausgerichtete Vorstellungskraft hinausgehen, um Neues zu schaffen. Fantasie arbeitet mit unseren Erinnerungen. Unsere erlebten Erfahrungen dienen dazu, die Inhalte in einen neuen Zusammenhang zu setzen. Das müssen nicht immer abstrakte oder innovative Gedanken sein. Manchmal hilft es uns schon in Situationen hineinzufühlen, die wir so noch nie konkret erlebt haben. Genau dieses Einfühlungsvermögen sorgt bei regelmäßiger Anwendung für mehr Empathie. Wir trainieren das „So-tun-als-ob“ und wappnen uns so für Situationen, in denen Ähnliches wirklich geschieht. Je öfter wir uns mithilfe unserer Fantasie in Menschen und Situationen hineinversetzen, umso empathischer werden wir auch im realen Leben. Kinder sind unglaublich fantasievoll. Sie erschaffen neue Welten beim Spielen, sehen Figuren und Tiere in Gegenständen, beleben sie und denken sich ausgeschmückte Geschichten zu ihnen aus. Sie reagieren bereits auf kleine Reize mit hohem Interesse und einer übermäßigen Lernfähigkeit. Insbesondere im Alter von drei bis zehn Jahren sind sie sehr lernfähig. Die extreme Lernfähigkeit nimmt im Alter ab. Unsere Fantasie schwindet in Teilen und wird durch faktisches, rationales Denken ersetzt. Dennoch lernen wir neue Dinge meist nicht passiv auswendig (abgesehen von Vokabeltests und Prüfungen). Wir lernen, indem wir bereits Bekanntes auf Neues anwenden, indem wir ausprobieren und unserer Intuition folgen. Fantasievolle Menschen haben mehr Anwendungsmöglichkeiten ihres Wissens. Sie denken nicht im konventionellen Sinne, sondern können verschiedene Anwendungsbereiche und Erfahrungen miteinander mischen und neu kreieren. Fantasie verändert sich also mit zunehmendem Alter. In Tänzen nehmen die Kinder oft eine Rolle ein. Wir lassen uns inspirieren von der Natur, von Fantasiewelten, von Dingen aus bisher erfahrenen Lebensumwelt der Kinder. Jugendliche arbeiten mit Poesie, mit Erfahrungen aus Alltag und Beziehungen oder - interdisziplinär - mit anderen Kunstformen. Die Entwicklung geht dabei am Anfang vom völligen Eins werden mit der Rolle (ich BIN in dem Moment der Drache, die Prinzessin …) bis - mit zunehmendem Alter - hin zum Einnehmen einer Rolle in einer künstlerischen, gestalterischen Distanz, die reflektiert werden kann. Ich kann LERNEN, bewusst vom faktischen, rationalen Denken zu wechseln in die Intuition und Fantasie! Wenn ich das übe! Die Kinder beginnen im TanzRaum ab 4 Jahren zu tanzen. Hier ist dieser bewusste Wechsel noch nicht möglich. Mit 4 – 6 Jahren (und ggf. auch länger) befinden sich Kinder in der „Magischen Phase. Magisches Denken zeichnet sich dadurch aus, dass Kinder die Realität zwar wahrnehmen, gleichzeitig jedoch fiktive Gedanken mit in ihr Bild von der Welt aufnehmen. Aus rationaler Sicht ist dies kaum nachvollziehbar. Allerdings durchlaufen Kinder nach Piaget diese magische oder auch mystische Phase, um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion langsam aber sicher erkennen zu können. Während der magischen Phase ist in der kindlichen Vorstellung alles möglich. Alles, was das Kind sich wünscht und denkt – Schönes wie auch „Schreckliches“ –, könnte tatsächlich eintreten. Was es selbst denkt und tut, sieht es als wichtige Ursache für Vieles, was passiert. Gleichzeitig ahnt oder befürchtet das Kind, dass andere Kinder und Erwachsene, aber auch Hexen, Feen und Monster auf die gleiche Weise etwas geschehen lassen könnten. Fachleute sprechen von einer in sich stimmigen „magischen Logik“: Dinge und Geschehnisse werden von dem Kind weitgehend magisch erlebt, und durch „magische Theorien“ versucht es, sie zu deuten und zu erklären. Viele alterstypische Ängste und Befürchtungen, aber auch freudige Überraschungen und Erwartungen haben hier ihren Ursprung: Hexen, Monster und Geister, aber auch Weihnachtsmann, Christkind und Osterhasen gibt es in der kindlichen Vorstellung wirklich. Nichts scheint unmöglich. Das Denken in magisch-phantastischen Dimensionen ist nichts Ungewöhnliches für Kinder, sondern ein altersbedingter Prozess der Entwicklung. Durch die Ergänzung von gesichertem Wissen mit eigenen Fantasievorstellungen versucht das Kind Ordnung und Struktur in sein Leben und seine Umwelt zu bringen. Diese Phase wird in der Regel im dritten bis fünften Lebensjahr durchlebt. Je jünger das Kind, desto ausgeprägter ist das phantastische Denken ohne Grenzen. Wenn das junge Kind eine Rolle einnimmt, dann „macht es nicht wie“ eine Fee oder ein Drachen – es ist die Fee, es ist der Drache! Es gibt keine rationale, faktische Distanz. Es kann berichten, was es erlebt hat, zum Beispiel über Malen oder Sprechen, doch eine künstlerische Transformation macht noch keinen Sinn. Das ist dann mit zunehmendem Alter der Weg - so wie oben beschrieben. Das Kind bis zum Jugendlichen und weiter bis zum erwachsenen Menschen kann LERNEN, die Fantasie anzuwenden und für sich zu nutzen (wenn dies notwendig ist). „Rumzuspinnen“, Brainstorming oder im Tanzen auch „Bodystorming“ werden im TanzRaum als wesentlicher Bestandteil in einem Gestaltungsprozess erlebt, geübt und reflektiert. Oft „befragen“ wir Objekte um uns einen Impuls für die Transformation ins Tanzen zu geben. „Was siehst du an Bewegung in dem Baum?“ Finde die Bewegung in dir. „Welche Form hat er“ Finde die Form in dir. Bringe sie in Bewegung „Gibt es ein Gefühl, eine Atmosphäre, eine Erinnerung, die mit dem Betrachten des Baumes auftauchen?“ Wie kannst du das in Bewegung bringen? So kann ich Bewegung FINDEN und wenn das Kind älter ist auch variieren und sichern. Und daraus Tänze gestalten. Vielleicht als Solo, oder, wie im letzten TanzBrief beschrieben im Team. Wenn Kinder „Fantasieren“, dann ist das für das Kind wahr. Im künstlerischen Kontext und in der Persönlichkeitsentwicklung hin zu einem Individuum bedeutet dies, dass dieser Prozess Raum braucht. Ein Appell: Wenn das Kind fantasiert, wenn das Pferd grün ist oder 5 Beine hat oder einfach nur aus Farben besteht, dann ist es hilfreich einzuschätzen, dass das für das Kind momentan die Wahrheit ist und dies der Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit dient. Daran kann sich der Erwachsene beteiligen und über Fragen und Neugierde ein Stück mitgehen in die Fantasiewelt. Das „Faktische“ wird mit zunehmendem Alter schon noch erkannt und unterschieden. Hier geht es um das Entwickeln einer eigenen Ästhetik! Um die Entwicklung einer kreativen, gestalterischen, innovativen Persönlichkeit. Es geht nicht darum, den Geist eines Kindes zu formen, sondern darum, dem Kind die Möglichkeit zu bieten, seinen Geist eigenständig zu entwickeln; sich seine Welt selbst zu erschließen. Indem wir Kinder belehren und bewerten, ein bestimmtes Verhalten von ihnen erwarten und sie so zu formen versuchen, dass sie uns gefallen, engen wir sie in ihrer Vorstellungskraft und in ihrer Entwicklung ein. Kinder brauchen die Möglichkeit, einen weiten und offenen Blick auf die Welt zu haben und darüber viele Aspekte unserer Welt und auch ihrer eigenen Persönlichkeit überhaupt erst kennenzulernen. Wir können einen geschützten Rahmen schaffen, der sinnvoll ist und das ermöglicht. Das Rationale nimmt in unserem Kulturkreis großen Raum ein. Struktur ist auch wichtig. Der kognitive Anteil hilft uns, auf rationaler Ebene die Welt zu verstehen und zu erklären. Doch mindestens genauso wichtig ist die Fantasie, um an einer sich ständig verändernden Welt gestaltend teilzunehmen. Leider spielt die Fantasie, je älter wir werden, immer weniger eine Rolle. Doch beides spielt zusammen. Jeder Mensch kommt mit Fantasie auf die Welt. Im künstlerischen Tanz können wir üben, dieses Potential zu erkennen, zu genießen, zu reflektieren und auch als Kompetenz weiter zu nutzen. Raum, Zeit und Musik, mein Körper, meine Bewegung, Sozialbezug/Kontakt und Fantasie spielen zusammen. Im Unterricht sammeln wir über das Wahrnehmen und Bewegen, spielen, experimentieren, tanzen, gestalten, improvisieren, Tanztechnik, lernen von Bewegung vielfältige Erfahrungen. Damit es nicht bei der reinen Erfahrung bleibt, reflektieren wir auf unterschiedliche Art und Weise das Erlebte. Damit „sichern“ wir die Erfahrung auch kognitiv und lernen, integrieren, wachsen. 2. Die Reflexion „Reflexion“ als Technik werden die Menschen von heute und morgen ebenso dringend brauchen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, wenn sie ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Souveränität entwickeln und behalten wollen. Über die Reflexion können Kinder, Jugendliche, Erwachsene wachsen. Wir machen im Unterricht vielfältige Erfahrungen. Das herausragende am Tanzen ist die Möglichkeit, dass diese Erfahrungen nicht nur „mit dem Kopf“, sondern verbunden mit dem Körper (-gefühl) und Bewegung in all den zuvor beschriebenen Facetten stattfinden kann. Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen, sondern tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv zugänglich und in Zukunft anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich, Erfahrungen zu reflektieren. Das erweitert zukünftiges Handeln. Jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung. So kann es sein, dass es 5 verschiedene „Erfahrungsberichte“ gibt, wenn 5 Menschen Erlebnisse, die objektiv das gleiche „Setting“ haben, beschreiben. So wie eine Erfahrung wahrgenommen wird, so ist sie für das Individuum wahr. Jedes Individuum kann so in seiner eigenen Persönlichkeit wachsen und gleichzeitig erfahren, wie andere Menschen „sind“. Und dabei kann man Respekt vor anderen „Wahrnehmungen“ und Entwicklungen lernen. Fragen: „Was hast du Neues gelernt, Was war deine Lieblingsbewegung, Mit wem hast du heute alles getanzt, Zeige eine Bewegung, die du behalten hast“, sind zu Beginn hilfreich. Das Kind hat die Möglichkeit von sich und seiner Welt zu erzählen. „Was gibt es noch für Möglichkeiten? Entdecke sie.“ Kinder finden ihre Sprache. Ergänzend ist Malen ist eine Reflexions-Technik. “Schließe die Augen, nimm einen Stift und beginne… .“ „Spüre nach: Was war mir wichtig. Was war neu. Welche Farbe hat das, welche Form… .“ Je älter das Kind wird auf dem Weg zum Erwachsensein, umso abstrakter kann eine Reflexion sein und auf andere Ebenen übertragen werden. 3. Die Bereiche des Tanzes Am Ende steht das Tanzen im Vordergrund. Dabei findet das Gelernte in künstlerischen Flow seine Anwendung. Hier gibt es 3 Tanz-Bereiche: Improvisation – spontan tanzen Choreografie – eigene Tänze entwickeln Repertoire – existierende Tänze lernen und verkörpern Jeder Tanzbereich birgt unterschiedliche Kompetenzen und unterschiedliche tänzerische UND pädagogische, also persönlichkeitsbildende Ziele. 3.1. Improvisation folgt – wird weiter ausgearbeitet spontan, vertrauen das ich in Situationen handlungsfähig bin hier und jetzt Vertrauen in die Intuition Beschreiben statt bewerten 3.2. Choreografie folgt – wird weiter ausgearbeitet Man lernt die Stufen des Gestaltungsprozesses kennen. „Finden“ über Brainstorming, Bodystorming. Sich entscheiden damit weiter zu arbeiten, das ist Kreativität – nicht aufgeben. Die Fähigkeit haben zu variieren, abstrahieren, verdichten. Aus Teilen ein Werk gestalten. Zu zeigen. Alleine und im Team. Durch die erfolgreiche Erfahrung wächst das Vertrauen in die eigene Schaffenskraft. Gestaltung kann geübt werden. Er unterstützt dabei, eigene Entscheidungen zu treffen. Teamarbeit, Rollenverständnis wird entwickelt. Fantasie und Abstraktionsvermögen wird entwickelt ES ENTWICKELT SICH EINE EIGENE ÄSTHETIK 3.3. Repertoire folgt – wird weiter ausgearbeitet Fremde Bewegungen sich zu eigen machen. Lernen und verkörpern, Einen eigenen persönlichen Ausdruck in etwas „zunächst Fremden“ finden. Ende Wir hoffen, das Geschriebene war interessant für dich und trägt ein wenig dazu bei, die Kinder noch besser zu verstehen. Kinder sind unsere Zukunft. Liebe Grüße Ruth (und Uli)
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Tanzunterricht im TanzRaum für Kinder und Jugendliche. Tanzt dein Kind im TanzRaum? Oder denkt ihr darüber nach? Bitte nehmt euch eine 1/4 Stunde Zeit und lest die folgenden Gedanken. Vielleicht sind diese auch über die TanzKunst hinaus interessant. Eine Vermutung (frei nach Gerald Hüther): Was antworten die meisten Eltern, wenn sie gefragt werden, was sie sich für ihre Kinder wünschen? «Glücklich sollen sie sein, jetzt schon, aber auch noch später, als Erwachsene.» Und wenn man die Eltern dann weiter befragt, was ihrer Meinung nach jedes Kind überall auf der Welt wirklich braucht, um sein Leben so gestalten zu können, dass es glücklich wird, kommen die Antworten hervorgesprudelt wie das Wasser aus einer Quelle: eine Tätigkeit, die Freude macht, verlässliche Freunde, die zu ihm halten, und natürlich auch Geborgenheit, Vertrauen, Zuversicht, viel Phantasie und gute Ideen, auch Herausforderungen und immer wieder ganz viel Freude am eigenen Entdecken und am gemeinsamen Gestalten. Möglicherweise ist es, um wirklich glücklich zu sein, wichtig, dass einem möglichst vieles im Leben gelingt. Wir können es nicht für die Kinder machen, auch wenn wir uns noch so sehr darum bemühen. Aber wir können ihnen ermöglichen, sich all das anzueignen, was sie brauchen, damit sie ihr Leben so gestalten können, dass es gelingt. Einleitung: Ein Mensch strahlt Zufriedenheit aus, wenn Körper, Geist und Gefühl eine erfüllte Einheit bilden. Diese Chance bietet das Tanzen. Kinder haben keine Defizite, sondern sind GANZ von Anfang an. Kinder wollen lernen. In einem angst- und wertfreien Raum wollen sie ihren Selbstwert, ihre Selbstständigkeit und ihr Selbstbewusstsein entdecken und Erfahrungen und Erlebnisse in das bestehende Ganze integrieren. Das Kind kann als Subjekt behandelt werden, damit es die Welt für SICH entdecken kann. Es kann sich als in seiner Einzigartigkeit gesehen erleben - und es bekommt die Sicherheit, geliebt zu werden, so wie es ist und wie es die eigene Sicht auf die Welt entwickelt. Es kann als Individuum wachsen und dabei Respekt vor anderen Menschen entwickeln und zusammen arbeiten. Ein Grundprinzip unseres Kindertanzes. Das erfordert eine Tanzkunst, die diese Möglichkeit in einem sozialen Kontext bietet. Alle sind gleichwertig, ohne Gleichmacherei. Co-Kreativität, Strukturen und Abläufe regeln das Miteinander. Hilf dem Kind es selbst zu tun. Regeln machen auch für die gelernten Tänze Sinn, weil sie Struktur geben und kreativ wiederholt werden können. Jedes Kind tanzt gerne. Richtig oder falsch spielen keine Rolle. Ich bin, ich mache und spüre mich. Ich entwickele meine eigene Ästhetik. Was andere machen ist konkurrenzlos interessant. Vor diesem Hintergrund stellen wir uns Fragen für unseren Unterricht: Wie kann Tanzen lernen für die Kinder und Jugendlichen sinnvoll gestaltet werden? Wie kann man gemeinsam Tanzen und gleichzeitig das Individuum unterstützen persönlich zu wachsen? Wie lässt sich eine eigene Ästhetik und eine künstlerische Kompetenz entwickeln? Unsere Tanz-Pädagogik verbindet die Kunstbereiche des Tanzes mit dem Ziel persönlich zu wachsen. Sie schöpft aus den Potentialen der TanzKunst und ermöglicht Erfahrungen und Reflexionen darüber. Ein Transfer über die TanzKunst, über den TanzRaum hinaus wird möglich. Über die TanzKunst entwickelt sich die Persönlichkeit. Beim Tanzen ist der ganze Mensch aktiv. Körperlich, emotional, kognitiv, mit sich und anderen im Kontakt. Im Folgenden gehen wir zunächst auf die Aspekte des Tanzes ein. Raum, Zeit und Musik, Körper und Bewegung, Sozialbezug und Fantasie. Diese beinhalten sowohl auf der Wahrnehmungs- als auch auf der Bewegungsebene Kompetenzen, die sowohl die Tanzkompetenz fördern, als auch vielfältige Möglichkeiten bieten, persönlich zu wachsen. Wir beschreiben die Aspekte des Tanzes nacheinander und verdeutlichen die Entwicklung in den verschiedenen Altersgruppen der Tänzer*innen. Darauf folgend gehen wir auf das Thema „Integration von Erfahrungen“ über die Reflexion ein. Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen, sondern tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv zugänglich und anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich Erfahrungen zu reflektieren. Wir machen TanzKunst. Diese gliedert sich in 3 Bereiche des Tanzes. Improvisation, Choreografie und Repertoire. Jeder Tanzbereich fordert charakteristische Kompetenzen, die zum Gelingen notwendig sind. Davon handelt der 3te Abschnitt 1. Die Aspekte des Tanzes Um Tanz zu lernen, muss ich ihn verstehen, um dann wieder intuitiv zu werden Tanz ist strukturiert. Tanz / Bewegung hat fünf Aspekte, die in jeder Bewegung immer gleichzeitig vorhanden sind: Raum Zeit / Musik Körper / Bewegung Sozialbezug Fantasie Die Aspekte greifen ineinander und überschneiden sich. Für das Lernen ist es sinnvoll, die Aspekte auch einzeln zu fokussieren, zu üben, zu verstehen und dann zu integrieren. Integration bedeutet hier, dass der Lernende immer als vollständig betrachtet wird und als ganzer Mensch wächst. Im Gegensatz existiert häufig eine defizitäre Sicht auf den Menschen – es fehlt IMMER etwas und der Mensch kann gar nicht vollständig im Hier und Jetzt sein. Lernen im TanzRaum bezieht sich auf der einen Seite auf die Tanzkompetenz, und – auf pädagogischer Ebene begleitet – auf das gesamte persönliche Wachstum. Tanzen ist dafür besonders geeignet, denn die Welt lässt sich nur begreifen, wenn man sich darin bewegt – wenn das Kind, Jugendliche und auch der Erwachsene aktiv ist und Erfahrungen einsammelt und reflektiert. So machen wir das im Unterricht. Tänzerisches lernen mit dem Ziel die Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken. Jeder Tanzaspekt birgt Kompetenzen, die – wenn sie in das Menschsein integriert werden - sowohl die Tanzkünstlerische Kompetenz, als auch die Persönlichkeit wachsen lassen. Sie sind die „Werkzeuge für unseren Unterricht. Es folgen zunächst Gedanken zu den 5 Tanzaspekten Raum Zeit / Musik Körper / Bewegung Sozialbezug Fantasie 1.1. Raum: Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum. Wie entwickelt sich das Raumverständnis in den verschiedenen Entwicklungsphasen des Kindes. Und wie kann Tanzen das unterstützen? Kinder sind neugierig und wollen die Welt entdecken. Im Tanzunterricht sammeln die Kinder Erfahrungen, indem sie räumliche Tanzaufgaben meistern. Darüber entwickeln sich die kognitiven Fähigkeiten des Kindes und führt in der Entwicklung zu Autonomie und Selbstständigkeit. Raum muss erlebt werden, um sich darin zu entwickeln. Dafür ist Bewegung eine Grundlage. Tanzen ist das ideale Medium Raum zu nutzen, zu erleben und zu reflektieren. Raum ist Orientierung: Mein Körperraum – mein Umgebungsraum, vorwärts – rückwärts – seitwärts, unten – oben, Kurven, Linien, Formen, Abstand, Zwischenräume, Raum nehmen – Raum lassen, links, rechts, geradeaus, Spielraum, TanzRaum, Kunst, Architektur, Wissenschaft, Philosophie uvm. Uns fällt momentan immer wieder auf, wie schwer es einigen Menschen fällt, Abstand zu halten. Im Tanzen üben wir das: Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum. Ich kann „Raum“ benennen und reflektieren. Ich lerne mich zu orientieren. Raum nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der primäre und direkteste Kanal ist das „Sehen“. Das Raumverständnis von Kindern entwickelt sich immer weiter in den unterschiedlichen Lebensphasen. Es macht Sinn, die Entwicklungsphasen des Kindes zu kennen, um im Unterricht die Inhalte so anzubieten, dass diese beim Kind ankommen können und sich von dort aus weiter entwickeln können. So sind auch die Gruppen organisiert. 4-6 Jahre Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe hier –bezogen auf die Entwicklung des Raumverständnisses - etwas ausführlicher. Das Kind entwickelt nun ein Verständnis für räumliche Beziehungen. Die erste Orientierung ist dabei zunächst die eigene Position im Raum. Dabei fällt es dem Kind zu Beginn leichter den Raum zu erfassen, wenn Gegenstände zunächst stillstehen. Das Kind kann seinen Platz im Raum wiederfinden. Wir üben beispielsweise, festgelegte Punkte/eine eigene Position im Raum wieder zu finden, indem wir diese mit „Tanzpunkten“ optisch markieren. Wir bewegen uns durch die Zwischenräume. Dabei sind Tanzpunkte eine gute Orientierung, geben Sicherheit. Die Kinder erlernen gemeinsam einen Kreis zu kreieren, mit Kreisbahn und einem Mittelpunkt. Sie nutzen die Kreisbahn, den Weg zum Mittelpunkt, den Mittelpunkt. Die Kinder bewegen sich auf einer Linie, zum Beispiel bei „Mary Poppins“. Manchmal klebe ich sie noch auf – später ist diese Markierung dann auch nicht mehr notwendig. Wir tanzen Kurven, wie im zum Beispiel im „Traktortanz“. Wir tanzen durch die Levels am Boden und im Stand. Zum Beispiel im „Boden und Luft – Tanz“. Wir nutzen Raumwege/Richtungen – vorwärts, rückwärts, seitwärts. Wir orientieren uns am Umgebungsraum - dem Garten, der „Erdbeerwand“, dem Eingang, der Musikanlage. Das kann ich sehen und wiederfinden. Der Tanz heißt „Die liegende 8“. Diese und weitere Übungen (Grundlagenarbeit tänzerischen Lernens) zielen auf das Erlernen von Grundkompetenzen, die erarbeitet, geübt/ vertieft/ wiederholt werden, bis das Kind die Möglichkeiten automatisiert. Ihr kennt den Moment, die Kinder legen ihre Markierungen weg und sie sind trotzdem in der Lage ihren Tanzplatz wieder zu finden. Wir lernen eine gemeinsame Tanzsprache Diese Lernerfolge machen wir uns bewusst, wir reflektieren, überlegen wie das sein kann. Das Kind findet seine Sprache für das Erlebte. „Ich habe das geschafft, gemeistert, mir ist das gelungen.“ Wenn nicht jetzt, dann beim nächsten Mal. Ich weiß, ich kann das schaffen. Finde ich eine Sprache, um Erfahrungen auszudrücken, so besteht die Chance, dass es nicht bei einer reinen Erfahrung bleibt, sondern bewusst wird - gelernt wird. Maria Montessori nannte diesen Prozess, Polarisation der Aufmerksamkeit. Wir wiederholen, solange, bis wir es gelernt haben, die Kinder können dann darauf zurückgreifen, es ist abgespeichert. Auf Gelerntes kann ich zurückgreifen, darauf aufbauen und weiter differenzieren. 7-9 Jahre Das Kind wird älter, entwickelt sich weiter und auch das Raumverständnis entwickelt sich immer weiter. Das Kind kann sich – was Richtungen und Distanzen betrifft – an Objekten oder Mittänzer*innen orientieren. Raumverständnis lässt sich auf andere Situationen übertragen - in andere Räume mitnehmen. Räumliche Zusammenhänge – Geometrie – werden genutzt. „Wir sind Architekten“. Das ist oft unsere Einleitung, wenn wir Tänze auf Papier übertragen und das Erlebte mitnehmen und im Nachhinein über das Malen reproduzieren / abstrahieren können. Raumerfahrungen können auch verschriftlicht werden. Das räumliche Erleben im Tanz findet eine Entsprechung im Gehirn und kann in anderen Situationen angewendet werden. Raum kann sich vorgestellt und geplant werden. Ein Transfer ist möglich, Das bedeutet, ich kann eigenständig Tänze entwickeln und den Raum strukturieren. Die TanzRaum-Company Das Raumverständnis vervollkommnet sich. Raum hat auch mehr und mehr sozialisierende Funktionen, wie sich zu repräsentieren und sich selbst darzustellen. Es geht um Kommunikation und Interaktion. (Tanz-)Kunst bietet diese Möglichkeiten. Sie bietet Jugendlichen / jungen Erwachsenen Räume, die wenig kontrolliert sind und in denen sie Erfahrungen sammeln können, um sich persönlich zu entwickeln. Wir machen Demokratie- Erfahrung. Wir teilen Raum gerecht, nutzen beispielsweise das Rotationsprinzip beim Training. Die TanzRaum-Company bietet Räume mit vielen kreativen, aktiven, gleichberechtigten Handlungsmöglichkeiten. Wir entwickeln TanzKunst und zeigen sie. Ältere tanzen mit fortgeschrittenen Jüngeren zusammen und diese können von den Erfahreneren tänzerisch und persönlich lernen und profitieren. 1.2. Zeit der Bewegung – Zeit der Musik Straßenverkehr, Natur, fremde und vertraute Stimmen, das Ticken einer Uhr, Musik – unsere Welt ist voll von Geräuschen und Klängen. Kinder sind neugierig und suchen diese Klangwelt zu erlauschen und zu erfahren. Jedes Kind besitzt die Fähigkeit, Geräusche und Musik zu erleben. Zeit kann klar strukturiert sein – über Sekunden, Stunden, Tage. Zeit kann in der Wahrnehmung aber auch unterschiedlich schnell vergehen, je nachdem was ich tue. So hat auch Musik zeitliche Phänomene. Sie kann langsam oder schnell sein. Und Pausen haben. Sie kann plötzliche Momente haben oder sich allmählich verändern. Sie kann ein Grundtempo haben, welches sich durch „Schläge“ (wie der Puls) klärt. Je nachdem, welcher Schlag betont ist, so ist der Takt (z.B. 4/4 oder ¾ ). Jetzt wird’s kompliziert: Ist es eine ungleichmäßige Folge von Dauern und Pausen über dem Grundtempo, die sich wiederholt, entsteht ein Rhythmus (z.B. Samba). Darüber breiten sich Melodien in Bögen aus und verklingen wieder. Musik kann aber auch rein atmosphärisch sein, bei der eine zeitliche Einteilung weniger im Vordergrund steht. Doch Musik ist mehr als ein akustisches Signal. Sie aktiviert weite Bereiche des Gehirns und verbindet die Gehirnhälften, weckt Assoziationen und Emotionen. Musik macht gute Laune, oder kann auch aggressiv sein. Musik hat eine bestimmte Energie, spricht uns körperlich an, unterstützt Kontakt, Fantasie, hat Raum. Zum Thema Musik gibt es unendlich viele Informationen. Über Musik als Kunstgattung, Musiktheorie, Musikpädagogik, Musik als Kulturgut … . Im Unterricht steht der Tanz im Vordergrund, Musik kann den Tanz unterstützen. Das Kind kann sich an Musik orientieren, doch die Bewegung kann auch eine eigene Zeit haben, unabhängig von musikalischen Vorgaben. Ich kann Zeit der Bewegung selbst entscheiden. Es gibt: Zeit der Bewegung – Zeit der Musik Die Frage ist, wie setze ich Musik ein, damit sie unsere tanzpädagogischen Ziele unterstützt. Das hat wiederum etwas mit der Entwicklung des Kindes zu tun. Was macht Sinn? Musik nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der primäre und direkteste Kanal ist das „Hören“. 4-6 Jahre Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe auch hier etwas ausführlicher. Kindern begegnet Musik in verschieden Feldern. Vielleicht hören sie zuhause die Musik der Eltern mit. Oder sie hören Kinderlieder - Lieder zum Mitmachen oder auch Serienhits. Ich nenne das manchmal Ihre „Kinderzimmer-Musik“. Diese ist oft schon vorbesetzt mit Eindrücken und Bildern. Und das ist auch wunderbar beim Hören zuhause oder mit Freund*innen. Wir entscheiden uns für den Tanzunterricht bewusst für Musik, die Raum zum Tanzen öffnet und in der die Kinder Möglichkeiten entdecken können. In diesem Alter braucht es erst einmal deutliche Signale. So suche ich oft Musik, die bspw. über langsam und schnell charakterisiert ist. In der Polarität der Zeit ist langsam und schnell (oder auch Musik an – aus) auch als vordergründiges Merkmal sehr gut zu unterscheiden. Langsam und Schnell „verkörpern“ und unterstützen musikalisch die Basisbewegungen der Kinder, wie Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen. Nach einer Weile beschreiben Kinder: Die Musik hüpft, hat Kurven, Wellen, ist in Zeitlupe… . Weiter wähle ich Musik, die die Fantasie beflügelt. Im „Einhorn-Tanz“ animiert die Musik die Kinder, einen Ausdruck zu finden: Es wird gezaubert, die Kinder fliegen mit den anderen zusammen. Die Kinder verkörpern Charaktere. Es gibt Musiken, die sofort den Emotional- Körper ansprechen und darüber die Fantasie füttern. Das Gefühl ist nicht von der Musik aufgesetzt, sondern die Kinder finden in Sich den Ausdruck. Er wird unterstützt. Meine Rolle ist, Situationen / Welten zu kreieren, in denen die Kinder ihren Ausdruck finden können und damit an der Musik emotional andocken können. Wir können auch schon Musiken analysieren und die Wahrnehmung auf Instrumente lenken. Höre einmal auf die Geige, höre das Klavier. Wann wechselt in der Musik die Instrumentierung, was steht hier eher im Vordergrund? Hier machen Musiken Sinn, in denen Instrumente oder Abschnitte deutlich charakterisiert sind. Die einzelnen Instrumente/Abschnitte können genutzt werden, um den Tanz zu variieren. Ein schönes Beispiel ist der „Regenbogentanz“. Höre doch einmal von der Filmmusik-CD von Yann Tiersen Die fabelhafte Welt der Amelie, Stück # 11, La valse d’Amelie (Version orchestre) Hier kann man die einzelnen Abschnitte gut hören. Dazu gibt es dann die „Wunschbewegung“, das „Fliegen“, den „Regenbogen“. Am Platz, im Kreis, durch den Raum … . 7-9 Jahre Nun hat das Musikverständnis sich schon weiterentwickelt. Wir beschäftigen uns nun auch schon damit, zeitliche Strukturen zu entdecken. Tempo, Takt, Rhythmus… . Wir synchronisieren die Zeit der Musik und die Zeit der Bewegung. Höre ich den Takt? Den Rhythmus? Die Melodie? Wie betone ich die Bewegung? Wir bilden zeitliche Phänomene der Musik in der Bewegung ab. Bewegungsfolgen werden gelernt und wiederholen sich in der Zeit der Musik. Wir schauen auch, wie Musik künstlerisch genutzt werden kann. Das entscheiden die Kinder. Es gibt beispielsweise eine Rolle. Aus einer Auswahl entscheidet das Kind mit, welche Musik für die Rolle genutzt wird. Die Kinder entscheiden das nach ihrem Gefühl und finden Kriterien, warum sie sich entscheiden. Darüber entwickeln und eine eigene Ästhetik! Und nicht meine oder die des Musikers. Wir ordnen auch die Musik ein. Wie Anfangs beschrieben, gibt es Lieblingsmusik, die die Kinder zu Hause hören und Musik, die im gestalterischen Sinne zum Tanzen hilfreich ist. Die TanzRaum-Company Hier braucht es einen Mittelweg, der zum einen das Lebensgefühl der Jugendlichen unterstützt und wiederspiegelt und zum anderen in eine – vielleicht noch unbekannte – experimentelle und künstlerische Welt führt und worüber sich der Horizont über das Lebensgefühl hinaus erweitert. Das gilt so auch für Erwachsene. An dieser Schwelle stehen die älteren Jugendlichen jetzt. Es werden auch Musiken genutzt, die herausfordern. Das heißt, wir lernen dabei auch Abstand von der Musik als reine „Gefühlssache“ zu nehmen und die ganze Bandbreite von Musik im künstlerischen Kontext zu reflektieren und zu nutzen. So müssen Tanzen und Musik im Zusammenspiel nicht unbedingt die gleiche Energie, den gleichen Ausdruck haben, sondern ergeben erst im Zusammenspiel ein künstlerisches Drittes. Sogar Tanzen zu einem Gedicht ist möglich, wie aktuell zum Beispiel bei „Der Panther“. Wir schauen uns Choreografische Prozesse an, beschreiben diese und ordnen diese künstlerisch ein. Es bedarf der Achtung vor Musik und der Achtung vor der Tanzkunst. Beides zusammen zu bringen ist erfüllend. Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst von Musik beflügelt zu sein. 1.3. Körper und Bewegung: Koordination und Gefühl Als motorische Entwicklung wird die Entwicklung aller Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers während des Heranwachsens bezeichnet. Kopf, Schulter, Rumpf, Becken, Arme und Beine. Wie entwickelt sich das Zusammenspiel? Und ganz wichtig: Wie fühlt sich das an? Körper und Geist verändern sich ständig. In welche Richtung das geht, hängt davon ab, wie ich damit / mit mir umgehe. Nicht nur Bewegungsabläufe können sich entwickeln, sondern es ist auch möglich das Körpergefühl auszubilden. Fühlt sich mein Körper stark an oder zart? Welches Körperteil führt? Wie fühlen sich große oder kleine Bewegungen an? Ich mag mich so, wie ich bin! Uvm.. Bewegung / Bewegungsgefühl ist eine wesentliche Voraussetzung für kognitives und soziales Lernen. 4-6 Jahre Spielerisch, altersgemäß und zielgerichtet entwickeln die Kinder ihre eigene Tanz - und Bewegungsvielfalt. Der Körper wird in diesem Alter noch nicht in seinen Verbindungen genutzt. Er wird in der Bewegung als Ganzes oder komplett isoliert genutzt. So ist zu Beginn das „Öffnen und Schließen“, das „Groß und Klein werden“ als Ganzes möglich. Es ist auch möglich Körperteile einzeln zu nutzen. Dafür nutzen wir die Basisbewegungen der Kinder, wie Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen. Nach und nach verlassen die Proportion das „Kindchenschema“. 7-9 Jahre Die Kinder kommen in die Schule, die motorische und geistige Entwicklung schreitet voran Die Proportionen nähern sich immer mehr denen der Erwachsenen an. Das heißt, das Kind wird „länger“ und der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr in die Köpermitte. Die niedrige Lage des Körperschwerpunktes führt zu einer stabileren Gleichgewichtslage. Die Körpermitte bietet einen Gegenhalt. Bewegungen verbinden sich dadurch mehr durch den Körper. Untere und obere Extremitäten sind durch den „Massemittelpunkt“ verbunden. Und es können Körperregionen isoliert und koordiniert werden. Es entwickelt sich mehr und mehr ein ausgeprägter, wilderer Bewegungsdrang. Im Tanzen werden die Kinder immer aktiver, selbständiger und das Interesse am gemeinsamen Tanzen steigt. Unterschiedliche Bewegungsabläufe können abgerufen werden. Die Kinder bekommen erste Einblicke in Tanztechnik und – stile, wie Ballett und New Dance. TanzRaum-Company Der Altersunterschied in der Company ist recht groß. Die Jüngeren werden von den Älteren mitgenommen. Die erste puberale Phase setzt bei den jüngeren Kindern ein. Die Gliedmaßen werden länger. Die Muskeln entwickeln sich nicht so schnell und es ist sinnvoll im Training darauf zu achten, dass das Verhältnis von Wirbelsäulenlänge und Muskelkraft in diesem Alter zu Haltungsschwächen führen kann. Die Koordination kann vorübergehend etwas erschwert sein. All das ist einfach so - und wir trainieren und tanzen munter weiter. Wir entwickeln ein positives Körpergefühl. Im TanzRaum gibt es kein zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein … . Du bist okay und tanzt wirklich schön so wie DU tanzt! Das bedeutet aber auch, weiter zu lernen und Herausforderungen zu meistern und auf diese Weise körperlich zu „wachsen“ und zu verändern. Weniger aus einem Defizit heraus, sondern aus einem Gefühl des Aufgehoben seins - aus einem positiven Bewusstsein für meinen Körper heraus. Die Koordination und das Gefühl werden auf einer ganzheitlichen Basis weiterentwickelt. Es fehlt nichts – es kommt etwas hinzu. Der körperliche Veränderungsprozess ist begleitet von einer enormen emotionalen Entwicklung. Die zweite puberale Phase beginnt. Je älter die Kinder werden, umso mehr gleicht sich alles in Richtung „erwachsen werden“ aus. Wir entwickeln einen flexiblen, zarten, kraftvollen – gefühlvollen Körper und ich mag mich so wie ich bin! Wie schön kann es sein, sich beim Tanzen zu spüren und sich vielfältig zu bewegen. Dich leicht, frei und verbunden in deinem Körper zu fühlen. 1.4. Sozialbezug: Die Welt „mit anderen Augen“ sehen Der Duktus unseres Unterrichts ist geprägt von einem Humanistischen Menschenbild und sieht in jedem Menschen eine eigenständige, in sich wertvolle Persönlichkeit und respektiert die Verschiedenartigkeit von Menschen. Niemals sind zwei Personen gleich. Und das wird respektiert. Jeder Mensch wird ernst genommen in seiner ganz eigenen Art und Ausdrucksweise, auch wenn sie uns erst einmal unverständlich erscheint: Für die betreffende Person hat sie einen Sinn, der interessant ist. Dann brauche ich keine Angst vor „Fremdem“ zu haben, sondern wir können uns in unserer Verschiedenheit verbinden und voneinander profitieren. Und sogar etwas – ein Stück TanzKunst - entwickeln, was alleine gar nicht denkbar – tanzbar - gewesen wäre. Wir können mit Gestaltungsfreude gemeinsam neue Ideen erzeugen und diese auszuprobieren. Gerhald Hüther hat den Begriff der Co-Kreativität geprägt. Der Begriff der Kreativität verbindet sich in unserer Kultur zumeist mit der Vorstellung, dass nur der Einzelne wirklich kreativ sein kann. Beim Stichwort Kreativität fallen uns Persönlichkeiten wie Leonardo Da Vinci, Johann Wolfgang von Goethe oder zum Beispiel Albert Einstein ein. Selten erinnern wir uns jedoch an die Namen von Teams, die durch Zusammenarbeit besonders kreative Leistungen hervorgebracht haben. Dabei ist Co-Kreativität eigentlich die kreative Normalität. Denn wir erleben die Welt immer in Beziehung zu anderen Menschen. Wir unterhalten uns, greifen Anregungen auf, stellen uns den Fragen der Anwesenden und verdichten Ideen. Gerhald Hüther verweist darauf, dass das menschliche Gehirn durch Beziehungserfahrungen mit Mitmenschen strukturiert wird und insofern ein „soziales Konstrukt“ darstellt. Intelligenz und Kreativität haben eine kollektive Dimension. Sie sind immer co-intelligent und co- kreativ. Kunst – TanzKunst - in einer wertfreien Atmosphäre – bietet alle Möglichkeiten, ein humanistisches Menschenbild in seinem Menschsein zu entwickeln und darüber in einen kreativen Schaffensprozess zu kommen. Tanzen ist kooperativ. Wir sind ein Team, in dem die Rollen immer wieder wechseln. Es gilt mit anderen zu kooperieren und auf die Wünsche und Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Es geht auch darum sich in der Gruppe zu behaupten, Kontakte mit anderen zu knüpfen und gleichzeitig die Ziele und Bedürfnisse von anderen zu berücksichtigen. Diese Fähigkeiten beginnen sich mit 4 Jahren zu entwickeln. In diesem Alter beginnen die Kinder im TanzRaum zu tanzen. Das Kind beginnt „die Welt auch mit anderen Augen“ zu sehen. Es kann sich erstmals vorstellen, dass andere etwas anders als es selbst fühlen, denken und handeln. (Warum weint oder lacht das andere Kind?) Hierdurch beginnt es sich in andere hineinzuversetzen. Die Ichbezogenheit der ersten Jahre wandelt sich allmählich in ein Interesse für andere. Die Kinder und später Jugendlichen entwickeln im Laufe der Jahre immer mehr und zu einem großen Anteil ihre eigenen Tänze im Team. Darin üben und reflektieren wir die Kompetenzen, die es braucht, um an ein Ziel zu gelangen. Führen und Folgen Offenheit Respekt Entscheidungsfähigkeit Neugierde Probleme lösen ohne aufzugeben = Kreativität Sich zeigen – gemeinsam mit der Gruppe oder alleine Zusammen Spaß haben. „Skills“, die in einer friedlichen, vorurteilsfreien, kooperativen, konstruktiven Welt unerlässlich sind. TanzKunst ist friedlich. Unser Tanzen ist ein künstlerisch, pädagogischer Beitrag zur Friedensbildung. Im Tanzen brauchen wir alle dafür notwendigen sozialen Kompetenzen, die Ich-Stärke, Empathie und die Fähigkeit zu Perspektivenwechsel sowie kommunikative und kooperative Fähigkeiten beinhalten. Und Respekt. Diese Grundgedanken ziehen sich durch die Arbeit mit allen Altersgruppen im TanzRaum. Von 4 – 94 Jahren. Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst im Team etwas zu erreichen. 1.5. Fantasie - Alles ist möglich Fantasie ist die menschliche Fähigkeit der kreativen Vorstellungskraft. Mithilfe der Fantasie kannst du dir Szenarien in der Vergangenheit und Zukunft vorstellen, die so (noch) nicht passiert sind. Sie kann uns sogar fremde Welten eröffnen, die über der rationalen Vorstellungskraft liegen und in der unsere bekannten Naturgesetze nicht mehr gelten. Fantasie kann sowohl bildhaft als auch sprachlich und logisch sein, doch sie beinhaltet immer neue Ideen. Sie imaginiert, stellt sich also bildlich vor, wie etwas sein könnte. Sie kann uns Freude bereiten und uns unterhalten. Überall finden sich in unserer realen Welt Fantasiewelten. In ihnen sind Dinge möglich, die in unserer Welt nicht möglich wären. Grundsätzlich ist Fantasie die Voraussetzung für Innovation. Es braucht Ideen, die über unsere faktisch ausgerichtete Vorstellungskraft hinausgehen, um Neues zu schaffen. Fantasie arbeitet mit unseren Erinnerungen. Unsere erlebten Erfahrungen dienen dazu, die Inhalte in einen neuen Zusammenhang zu setzen. Das müssen nicht immer abstrakte oder innovative Gedanken sein. Manchmal hilft es uns schon in Situationen hineinzufühlen, die wir so noch nie konkret erlebt haben. Genau dieses Einfühlungsvermögen sorgt bei regelmäßiger Anwendung für mehr Empathie. Wir trainieren das „So-tun-als-ob“ und wappnen uns so für Situationen, in denen Ähnliches wirklich geschieht. Je öfter wir uns mithilfe unserer Fantasie in Menschen und Situationen hineinversetzen, umso empathischer werden wir auch im realen Leben. Kinder sind unglaublich fantasievoll. Sie erschaffen neue Welten beim Spielen, sehen Figuren und Tiere in Gegenständen, beleben sie und denken sich ausgeschmückte Geschichten zu ihnen aus. Sie reagieren bereits auf kleine Reize mit hohem Interesse und einer übermäßigen Lernfähigkeit. Insbesondere im Alter von drei bis zehn Jahren sind sie sehr lernfähig. Die extreme Lernfähigkeit nimmt im Alter ab. Unsere Fantasie schwindet in Teilen und wird durch faktisches, rationales Denken ersetzt. Dennoch lernen wir neue Dinge meist nicht passiv auswendig (abgesehen von Vokabeltests und Prüfungen). Wir lernen, indem wir bereits Bekanntes auf Neues anwenden, indem wir ausprobieren und unserer Intuition folgen. Fantasievolle Menschen haben mehr Anwendungsmöglichkeiten ihres Wissens. Sie denken nicht im konventionellen Sinne, sondern können verschiedene Anwendungsbereiche und Erfahrungen miteinander mischen und neu kreieren. Fantasie verändert sich also mit zunehmendem Alter. In Tänzen nehmen die Kinder oft eine Rolle ein. Wir lassen uns inspirieren von der Natur, von Fantasiewelten, von Dingen aus bisher erfahrenen Lebensumwelt der Kinder. Jugendliche arbeiten mit Poesie, mit Erfahrungen aus Alltag und Beziehungen oder - interdisziplinär - mit anderen Kunstformen. Die Entwicklung geht dabei am Anfang vom völligen Eins werden mit der Rolle (ich BIN in dem Moment der Drache, die Prinzessin …) bis - mit zunehmendem Alter - hin zum Einnehmen einer Rolle in einer künstlerischen, gestalterischen Distanz, die reflektiert werden kann. Ich kann LERNEN, bewusst vom faktischen, rationalen Denken zu wechseln in die Intuition und Fantasie! Wenn ich das übe! Die Kinder beginnen im TanzRaum ab 4 Jahren zu tanzen. Hier ist dieser bewusste Wechsel noch nicht möglich. Mit 4 – 6 Jahren (und ggf. auch länger) befinden sich Kinder in der „Magischen Phase. Magisches Denken zeichnet sich dadurch aus, dass Kinder die Realität zwar wahrnehmen, gleichzeitig jedoch fiktive Gedanken mit in ihr Bild von der Welt aufnehmen. Aus rationaler Sicht ist dies kaum nachvollziehbar. Allerdings durchlaufen Kinder nach Piaget diese magische oder auch mystische Phase, um die Grenzen zwischen Realität und Fiktion langsam aber sicher erkennen zu können. Während der magischen Phase ist in der kindlichen Vorstellung alles möglich. Alles, was das Kind sich wünscht und denkt – Schönes wie auch „Schreckliches“ –, könnte tatsächlich eintreten. Was es selbst denkt und tut, sieht es als wichtige Ursache für Vieles, was passiert. Gleichzeitig ahnt oder befürchtet das Kind, dass andere Kinder und Erwachsene, aber auch Hexen, Feen und Monster auf die gleiche Weise etwas geschehen lassen könnten. Fachleute sprechen von einer in sich stimmigen „magischen Logik“: Dinge und Geschehnisse werden von dem Kind weitgehend magisch erlebt, und durch „magische Theorien“ versucht es, sie zu deuten und zu erklären. Viele alterstypische Ängste und Befürchtungen, aber auch freudige Überraschungen und Erwartungen haben hier ihren Ursprung: Hexen, Monster und Geister, aber auch Weihnachtsmann, Christkind und Osterhasen gibt es in der kindlichen Vorstellung wirklich. Nichts scheint unmöglich. Das Denken in magisch-phantastischen Dimensionen ist nichts Ungewöhnliches für Kinder, sondern ein altersbedingter Prozess der Entwicklung. Durch die Ergänzung von gesichertem Wissen mit eigenen Fantasievorstellungen versucht das Kind Ordnung und Struktur in sein Leben und seine Umwelt zu bringen. Diese Phase wird in der Regel im dritten bis fünften Lebensjahr durchlebt. Je jünger das Kind, desto ausgeprägter ist das phantastische Denken ohne Grenzen. Wenn das junge Kind eine Rolle einnimmt, dann „macht es nicht wie“ eine Fee oder ein Drachen – es ist die Fee, es ist der Drache! Es gibt keine rationale, faktische Distanz. Es kann berichten, was es erlebt hat, zum Beispiel über Malen oder Sprechen, doch eine künstlerische Transformation macht noch keinen Sinn. Das ist dann mit zunehmendem Alter der Weg - so wie oben beschrieben. Das Kind bis zum Jugendlichen und weiter bis zum erwachsenen Menschen kann LERNEN, die Fantasie anzuwenden und für sich zu nutzen (wenn dies notwendig ist). „Rumzuspinnen“, Brainstorming oder im Tanzen auch „Bodystorming“ werden im TanzRaum als wesentlicher Bestandteil in einem Gestaltungsprozess erlebt, geübt und reflektiert. Oft „befragen“ wir Objekte um uns einen Impuls für die Transformation ins Tanzen zu geben. „Was siehst du an Bewegung in dem Baum?“ Finde die Bewegung in dir. „Welche Form hat er“ Finde die Form in dir. Bringe sie in Bewegung „Gibt es ein Gefühl, eine Atmosphäre, eine Erinnerung, die mit dem Betrachten des Baumes auftauchen?“ Wie kannst du das in Bewegung bringen? So kann ich Bewegung FINDEN und wenn das Kind älter ist auch variieren und sichern. Und daraus Tänze gestalten. Vielleicht als Solo, oder, wie im letzten TanzBrief beschrieben im Team. Wenn Kinder „Fantasieren“, dann ist das für das Kind wahr. Im künstlerischen Kontext und in der Persönlichkeitsentwicklung hin zu einem Individuum bedeutet dies, dass dieser Prozess Raum braucht. Ein Appell: Wenn das Kind fantasiert, wenn das Pferd grün ist oder 5 Beine hat oder einfach nur aus Farben besteht, dann ist es hilfreich einzuschätzen, dass das für das Kind momentan die Wahrheit ist und dies der Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit dient. Daran kann sich der Erwachsene beteiligen und über Fragen und Neugierde ein Stück mitgehen in die Fantasiewelt. Das „Faktische“ wird mit zunehmendem Alter schon noch erkannt und unterschieden. Hier geht es um das Entwickeln einer eigenen Ästhetik! Um die Entwicklung einer kreativen, gestalterischen, innovativen Persönlichkeit. Es geht nicht darum, den Geist eines Kindes zu formen, sondern darum, dem Kind die Möglichkeit zu bieten, seinen Geist eigenständig zu entwickeln; sich seine Welt selbst zu erschließen. Indem wir Kinder belehren und bewerten, ein bestimmtes Verhalten von ihnen erwarten und sie so zu formen versuchen, dass sie uns gefallen, engen wir sie in ihrer Vorstellungskraft und in ihrer Entwicklung ein. Kinder brauchen die Möglichkeit, einen weiten und offenen Blick auf die Welt zu haben und darüber viele Aspekte unserer Welt und auch ihrer eigenen Persönlichkeit überhaupt erst kennenzulernen. Wir können einen geschützten Rahmen schaffen, der sinnvoll ist und das ermöglicht. Das Rationale nimmt in unserem Kulturkreis großen Raum ein. Struktur ist auch wichtig. Der kognitive Anteil hilft uns, auf rationaler Ebene die Welt zu verstehen und zu erklären. Doch mindestens genauso wichtig ist die Fantasie, um an einer sich ständig verändernden Welt gestaltend teilzunehmen. Leider spielt die Fantasie, je älter wir werden, immer weniger eine Rolle. Doch beides spielt zusammen. Jeder Mensch kommt mit Fantasie auf die Welt. Im künstlerischen Tanz können wir üben, dieses Potential zu erkennen, zu genießen, zu reflektieren und auch als Kompetenz weiter zu nutzen. Raum, Zeit und Musik, mein Körper, meine Bewegung, Sozialbezug/Kontakt und Fantasie spielen zusammen. Im Unterricht sammeln wir über das Wahrnehmen und Bewegen, spielen, experimentieren, tanzen, gestalten, improvisieren, Tanztechnik, lernen von Bewegung vielfältige Erfahrungen. Damit es nicht bei der reinen Erfahrung bleibt, reflektieren wir auf unterschiedliche Art und Weise das Erlebte. Damit „sichern“ wir die Erfahrung auch kognitiv und lernen, integrieren, wachsen. 2. Die Reflexion „Reflexion“ als Technik werden die Menschen von heute und morgen ebenso dringend brauchen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, wenn sie ein gewisses Maß an Selbstständigkeit und Souveränität entwickeln und behalten wollen. Über die Reflexion können Kinder, Jugendliche, Erwachsene wachsen. Wir machen im Unterricht vielfältige Erfahrungen. Das herausragende am Tanzen ist die Möglichkeit, dass diese Erfahrungen nicht nur „mit dem Kopf“, sondern verbunden mit dem Körper (-gefühl) und Bewegung in all den zuvor beschriebenen Facetten stattfinden kann. Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen, sondern tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv zugänglich und in Zukunft anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich, Erfahrungen zu reflektieren. Das erweitert zukünftiges Handeln. Jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung. So kann es sein, dass es 5 verschiedene „Erfahrungsberichte“ gibt, wenn 5 Menschen Erlebnisse, die objektiv das gleiche „Setting“ haben, beschreiben. So wie eine Erfahrung wahrgenommen wird, so ist sie für das Individuum wahr. Jedes Individuum kann so in seiner eigenen Persönlichkeit wachsen und gleichzeitig erfahren, wie andere Menschen „sind“. Und dabei kann man Respekt vor anderen „Wahrnehmungen“ und Entwicklungen lernen. Fragen: „Was hast du Neues gelernt, Was war deine Lieblingsbewegung, Mit wem hast du heute alles getanzt, Zeige eine Bewegung, die du behalten hast“, sind zu Beginn hilfreich. Das Kind hat die Möglichkeit von sich und seiner Welt zu erzählen. „Was gibt es noch für Möglichkeiten? Entdecke sie.“ Kinder finden ihre Sprache. Ergänzend ist Malen ist eine Reflexions-Technik. “Schließe die Augen, nimm einen Stift und beginne… .“ „Spüre nach: Was war mir wichtig. Was war neu. Welche Farbe hat das, welche Form… .“ Je älter das Kind wird auf dem Weg zum Erwachsensein, umso abstrakter kann eine Reflexion sein und auf andere Ebenen übertragen werden. 3. Die Bereiche des Tanzes Am Ende steht das Tanzen im Vordergrund. Dabei findet das Gelernte in künstlerischen Flow seine Anwendung. Hier gibt es 3 Tanz-Bereiche: Improvisation – spontan tanzen Choreografie – eigene Tänze entwickeln Repertoire – existierende Tänze lernen und verkörpern Jeder Tanzbereich birgt unterschiedliche Kompetenzen und unterschiedliche tänzerische UND pädagogische, also persönlichkeitsbildende Ziele. 3.1. Improvisation folgt – wird weiter ausgearbeitet spontan, vertrauen das ich in Situationen handlungsfähig bin hier und jetzt Vertrauen in die Intuition Beschreiben statt bewerten 3.2. Choreografie folgt – wird weiter ausgearbeitet Man lernt die Stufen des Gestaltungsprozesses kennen. „Finden“ über Brainstorming, Bodystorming. Sich entscheiden damit weiter zu arbeiten, das ist Kreativität – nicht aufgeben. Die Fähigkeit haben zu variieren, abstrahieren, verdichten. Aus Teilen ein Werk gestalten. Zu zeigen. Alleine und im Team. Durch die erfolgreiche Erfahrung wächst das Vertrauen in die eigene Schaffenskraft. Gestaltung kann geübt werden. Er unterstützt dabei, eigene Entscheidungen zu treffen. Teamarbeit, Rollenverständnis wird entwickelt. Fantasie und Abstraktionsvermögen wird entwickelt ES ENTWICKELT SICH EINE EIGENE ÄSTHETIK 3.3. Repertoire folgt – wird weiter ausgearbeitet Fremde Bewegungen sich zu eigen machen. Lernen und verkörpern, Einen eigenen persönlichen Ausdruck in etwas „zunächst Fremden“ finden. Ende Wir hoffen, das Geschriebene war interessant für dich und trägt ein wenig dazu bei, die Kinder noch besser zu verstehen. Kinder sind unsere Zukunft. Liebe Grüße Ruth (und Uli)
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