Tanzunterricht im TanzRaum
für Kinder und Jugendliche.
Tanzt dein Kind im TanzRaum? Oder denkt ihr darüber nach?
Bitte nehmt euch eine 1/4 Stunde Zeit und lest die folgenden Gedanken.
Vielleicht sind diese auch über die TanzKunst hinaus interessant.
Eine Vermutung (frei nach Gerald Hüther):
Was antworten die meisten Eltern, wenn sie gefragt werden, was sie sich für ihre Kinder
wünschen? «Glücklich sollen sie sein, jetzt schon, aber auch noch später, als
Erwachsene.» Und wenn man die Eltern dann weiter befragt, was ihrer Meinung nach
jedes Kind überall auf der Welt wirklich braucht, um sein Leben so gestalten zu können,
dass es glücklich wird, kommen die Antworten hervorgesprudelt wie das Wasser aus
einer Quelle: eine Tätigkeit, die Freude macht, verlässliche Freunde, die zu ihm halten,
und natürlich auch Geborgenheit, Vertrauen, Zuversicht, viel Phantasie und gute Ideen,
auch Herausforderungen und immer wieder ganz viel Freude am eigenen Entdecken
und am gemeinsamen Gestalten.
Möglicherweise ist es, um wirklich glücklich zu sein, wichtig, dass einem möglichst
vieles im Leben gelingt. Wir können es nicht für die Kinder machen, auch wenn wir uns
noch so sehr darum bemühen. Aber wir können ihnen ermöglichen, sich all das
anzueignen, was sie brauchen, damit sie ihr Leben so gestalten können, dass es
gelingt.
Einleitung:
Ein Mensch strahlt Zufriedenheit aus, wenn Körper, Geist und Gefühl eine erfüllte
Einheit bilden. Diese Chance bietet das Tanzen.
Kinder haben keine Defizite, sondern sind GANZ von Anfang an. Kinder wollen lernen.
In einem angst- und wertfreien Raum wollen sie ihren Selbstwert, ihre Selbstständigkeit
und ihr Selbstbewusstsein entdecken und Erfahrungen und Erlebnisse in das
bestehende Ganze integrieren.
Das Kind kann als Subjekt behandelt werden, damit es die Welt für SICH entdecken
kann. Es kann sich als in seiner Einzigartigkeit gesehen erleben - und es bekommt die
Sicherheit, geliebt zu werden, so wie es ist und wie es die eigene Sicht auf die Welt
entwickelt. Es kann als Individuum wachsen und dabei Respekt vor anderen Menschen
entwickeln und zusammen arbeiten. Ein Grundprinzip unseres Kindertanzes.
Das erfordert eine Tanzkunst, die diese Möglichkeit in einem sozialen Kontext bietet.
Alle sind gleichwertig, ohne Gleichmacherei. Co-Kreativität, Strukturen und Abläufe
regeln das Miteinander.
Hilf dem Kind es selbst zu tun.
Regeln machen auch für die gelernten Tänze Sinn, weil sie Struktur geben und kreativ
wiederholt werden können.
Jedes Kind tanzt gerne. Richtig oder falsch spielen keine Rolle. Ich bin, ich mache und
spüre mich. Ich entwickele meine eigene Ästhetik. Was andere machen ist
konkurrenzlos interessant.
Vor diesem Hintergrund stellen wir uns Fragen für unseren Unterricht:
Wie kann Tanzen lernen für die Kinder und Jugendlichen sinnvoll gestaltet
werden?
Wie kann man gemeinsam Tanzen und gleichzeitig das Individuum unterstützen
persönlich zu wachsen?
Wie lässt sich eine eigene Ästhetik und eine künstlerische Kompetenz
entwickeln?
Unsere Tanz-Pädagogik verbindet die Kunstbereiche des Tanzes mit dem Ziel
persönlich zu wachsen. Sie schöpft aus den Potentialen der TanzKunst und ermöglicht
Erfahrungen und Reflexionen darüber. Ein Transfer über die TanzKunst, über den
TanzRaum hinaus wird möglich. Über die TanzKunst entwickelt sich die Persönlichkeit.
Beim Tanzen ist der ganze Mensch aktiv. Körperlich, emotional, kognitiv, mit sich und
anderen im Kontakt.
Im Folgenden gehen wir zunächst auf die Aspekte des Tanzes ein. Raum, Zeit und
Musik, Körper und Bewegung, Sozialbezug und Fantasie. Diese beinhalten sowohl auf
der Wahrnehmungs- als auch auf der Bewegungsebene Kompetenzen, die sowohl die
Tanzkompetenz fördern, als auch vielfältige Möglichkeiten bieten, persönlich zu
wachsen.
Wir beschreiben die Aspekte des Tanzes nacheinander und verdeutlichen die
Entwicklung in den verschiedenen Altersgruppen der Tänzer*innen.
Darauf folgend gehen wir auf das Thema „Integration von Erfahrungen“ über die
Reflexion ein. Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen,
sondern tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv
zugänglich und anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich Erfahrungen zu reflektieren.
Wir machen TanzKunst. Diese gliedert sich in 3 Bereiche des Tanzes. Improvisation,
Choreografie und Repertoire. Jeder Tanzbereich fordert charakteristische Kompetenzen,
die zum Gelingen notwendig sind. Davon handelt der 3te Abschnitt
1. Die Aspekte des Tanzes
Um Tanz zu lernen, muss ich ihn verstehen, um dann wieder intuitiv zu werden
Tanz ist strukturiert.
Tanz / Bewegung hat fünf Aspekte, die in jeder Bewegung immer gleichzeitig vorhanden
sind:
Raum
Zeit / Musik
Körper / Bewegung
Sozialbezug
Fantasie
Die Aspekte greifen ineinander und überschneiden sich. Für das Lernen ist es sinnvoll,
die Aspekte auch einzeln zu fokussieren, zu üben, zu verstehen und dann zu
integrieren.
Integration bedeutet hier, dass der Lernende immer als vollständig betrachtet wird und
als ganzer Mensch wächst. Im Gegensatz existiert häufig eine defizitäre Sicht auf den
Menschen – es fehlt IMMER etwas und der Mensch kann gar nicht vollständig im Hier
und Jetzt sein.
Lernen im TanzRaum bezieht sich auf der einen Seite auf die Tanzkompetenz, und – auf
pädagogischer Ebene begleitet – auf das gesamte persönliche Wachstum.
Tanzen ist dafür besonders geeignet, denn die Welt lässt sich nur begreifen, wenn man
sich darin bewegt – wenn das Kind, Jugendliche und auch der Erwachsene aktiv ist und
Erfahrungen einsammelt und reflektiert.
So machen wir das im Unterricht.
Tänzerisches lernen mit dem Ziel die Persönlichkeit zu entwickeln und zu stärken.
Jeder Tanzaspekt birgt Kompetenzen, die – wenn sie in das Menschsein integriert
werden - sowohl die Tanzkünstlerische Kompetenz, als auch die Persönlichkeit wachsen
lassen. Sie sind die „Werkzeuge für unseren Unterricht.
Es folgen zunächst Gedanken zu den 5 Tanzaspekten
Raum
Zeit / Musik
Körper / Bewegung
Sozialbezug
Fantasie
1.1. Raum: Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum.
Wie entwickelt sich das Raumverständnis in den
verschiedenen Entwicklungsphasen des Kindes. Und wie kann
Tanzen das unterstützen?
Kinder sind neugierig und wollen die Welt entdecken. Im
Tanzunterricht sammeln die Kinder Erfahrungen, indem sie
räumliche Tanzaufgaben meistern. Darüber entwickeln sich die kognitiven Fähigkeiten
des Kindes und führt in der Entwicklung zu Autonomie und Selbstständigkeit.
Raum muss erlebt werden, um sich darin zu entwickeln. Dafür ist Bewegung eine
Grundlage. Tanzen ist das ideale Medium Raum zu nutzen, zu erleben und zu
reflektieren.
Raum ist Orientierung:
Mein Körperraum – mein Umgebungsraum, vorwärts – rückwärts – seitwärts, unten –
oben, Kurven, Linien, Formen, Abstand, Zwischenräume, Raum nehmen – Raum
lassen, links, rechts, geradeaus, Spielraum, TanzRaum, Kunst, Architektur,
Wissenschaft, Philosophie uvm.
Uns fällt momentan immer wieder auf, wie schwer es einigen Menschen fällt, Abstand zu
halten. Im Tanzen üben wir das:
Mein Raum - Dein Raum - Unser Raum.
Ich kann „Raum“ benennen und reflektieren.
Ich lerne mich zu orientieren.
Raum nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der
primäre und direkteste Kanal ist das „Sehen“.
Das Raumverständnis von Kindern entwickelt sich immer weiter in den
unterschiedlichen Lebensphasen. Es macht Sinn, die Entwicklungsphasen des Kindes
zu kennen, um im Unterricht die Inhalte so anzubieten, dass diese beim Kind
ankommen können und sich von dort aus weiter entwickeln können.
So sind auch die Gruppen organisiert.
4-6 Jahre
Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die
Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe hier –bezogen auf die Entwicklung
des Raumverständnisses - etwas ausführlicher.
Das Kind entwickelt nun ein Verständnis für räumliche Beziehungen. Die erste
Orientierung ist dabei zunächst die eigene Position im Raum. Dabei fällt es dem Kind zu
Beginn leichter den Raum zu erfassen, wenn Gegenstände zunächst stillstehen.
Das Kind kann seinen Platz im Raum wiederfinden. Wir üben beispielsweise,
festgelegte Punkte/eine eigene Position im Raum wieder zu finden, indem wir diese mit
„Tanzpunkten“ optisch markieren. Wir bewegen uns durch die Zwischenräume. Dabei
sind Tanzpunkte eine gute Orientierung, geben Sicherheit.
Die Kinder erlernen gemeinsam einen Kreis zu kreieren, mit Kreisbahn und einem
Mittelpunkt. Sie nutzen die Kreisbahn, den Weg zum Mittelpunkt, den Mittelpunkt.
Die Kinder bewegen sich auf einer Linie, zum Beispiel bei „Mary Poppins“. Manchmal
klebe ich sie noch auf – später ist diese Markierung dann auch nicht mehr notwendig.
Wir tanzen Kurven, wie im zum Beispiel im „Traktortanz“.
Wir tanzen durch die Levels am Boden und im Stand. Zum Beispiel im „Boden und Luft
– Tanz“.
Wir nutzen Raumwege/Richtungen – vorwärts, rückwärts, seitwärts.
Wir orientieren uns am Umgebungsraum - dem Garten, der „Erdbeerwand“, dem
Eingang, der Musikanlage. Das kann ich sehen und wiederfinden. Der Tanz heißt „Die
liegende 8“.
Diese und weitere Übungen (Grundlagenarbeit tänzerischen Lernens) zielen auf das
Erlernen von Grundkompetenzen, die erarbeitet, geübt/ vertieft/ wiederholt werden, bis
das Kind die Möglichkeiten automatisiert. Ihr kennt den Moment, die Kinder legen ihre
Markierungen weg und sie sind trotzdem in der Lage ihren Tanzplatz wieder zu finden.
Wir lernen eine gemeinsame Tanzsprache
Diese Lernerfolge machen wir uns bewusst, wir reflektieren, überlegen wie das sein
kann. Das Kind findet seine Sprache für das Erlebte. „Ich habe das geschafft,
gemeistert, mir ist das gelungen.“ Wenn nicht jetzt, dann beim nächsten Mal. Ich weiß,
ich kann das schaffen. Finde ich eine Sprache, um Erfahrungen auszudrücken, so
besteht die Chance, dass es nicht bei einer reinen Erfahrung bleibt, sondern bewusst
wird - gelernt wird.
Maria Montessori nannte diesen Prozess, Polarisation der Aufmerksamkeit.
Wir wiederholen, solange, bis wir es gelernt haben, die Kinder können dann darauf
zurückgreifen, es ist abgespeichert. Auf Gelerntes kann ich zurückgreifen, darauf
aufbauen und weiter differenzieren.
7-9 Jahre
Das Kind wird älter, entwickelt sich weiter und auch das Raumverständnis entwickelt
sich immer weiter. Das Kind kann sich – was Richtungen und Distanzen betrifft – an
Objekten oder Mittänzer*innen orientieren.
Raumverständnis lässt sich auf andere Situationen übertragen - in andere Räume
mitnehmen. Räumliche Zusammenhänge – Geometrie – werden genutzt.
„Wir sind Architekten“. Das ist oft unsere Einleitung, wenn wir Tänze auf Papier
übertragen und das Erlebte mitnehmen und im Nachhinein über das Malen
reproduzieren / abstrahieren können. Raumerfahrungen können auch verschriftlicht
werden. Das räumliche Erleben im Tanz findet eine Entsprechung im Gehirn und kann in
anderen Situationen angewendet werden. Raum kann sich vorgestellt und geplant
werden. Ein Transfer ist möglich, Das bedeutet, ich kann eigenständig Tänze entwickeln
und den Raum strukturieren.
Die TanzRaum-Company
Das Raumverständnis vervollkommnet sich. Raum hat auch mehr und mehr
sozialisierende Funktionen, wie sich zu repräsentieren und sich selbst darzustellen. Es
geht um Kommunikation und Interaktion. (Tanz-)Kunst bietet diese Möglichkeiten. Sie
bietet Jugendlichen / jungen Erwachsenen Räume, die wenig kontrolliert sind und in
denen sie Erfahrungen sammeln können, um sich persönlich zu entwickeln. Wir machen
Demokratie-Erfahrung. Wir teilen Raum gerecht, nutzen beispielsweise das
Rotationsprinzip beim Training.
Die TanzRaum-Company bietet Räume mit vielen kreativen, aktiven, gleichberechtigten
Handlungsmöglichkeiten. Wir entwickeln TanzKunst und zeigen sie.
Ältere tanzen mit fortgeschrittenen Jüngeren zusammen und diese können von den
Erfahreneren tänzerisch und persönlich lernen und profitieren.
1.2. Zeit der Bewegung – Zeit der Musik
Straßenverkehr, Natur, fremde und vertraute Stimmen, das
Ticken einer Uhr, Musik – unsere Welt ist voll von Geräuschen
und Klängen. Kinder sind neugierig und suchen diese
Klangwelt zu erlauschen und zu erfahren. Jedes Kind besitzt
die Fähigkeit, Geräusche und Musik zu erleben.
Zeit kann klar strukturiert sein – über Sekunden, Stunden,
Tage.
Zeit kann in der Wahrnehmung aber auch unterschiedlich schnell vergehen, je nachdem
was ich tue.
So hat auch Musik zeitliche Phänomene. Sie kann langsam oder schnell sein. Und
Pausen haben. Sie kann plötzliche Momente haben oder sich allmählich verändern. Sie
kann ein Grundtempo haben, welches sich durch „Schläge“ (wie der Puls) klärt. Je
nachdem, welcher Schlag betont ist, so ist der Takt (z.B. 4/4 oder ¾ ). Jetzt wird’s
kompliziert: Ist es eine ungleichmäßige Folge von Dauern und Pausen über dem
Grundtempo, die sich wiederholt, entsteht ein Rhythmus (z.B. Samba). Darüber breiten
sich Melodien in Bögen aus und verklingen wieder.
Musik kann aber auch rein atmosphärisch sein, bei der eine zeitliche Einteilung weniger
im Vordergrund steht.
Doch Musik ist mehr als ein akustisches Signal. Sie aktiviert weite Bereiche des Gehirns
und verbindet die Gehirnhälften, weckt Assoziationen und Emotionen. Musik macht gute
Laune, oder kann auch aggressiv sein. Musik hat eine bestimmte Energie, spricht uns
körperlich an, unterstützt Kontakt, Fantasie, hat Raum.
Zum Thema Musik gibt es unendlich viele Informationen. Über Musik als Kunstgattung,
Musiktheorie, Musikpädagogik, Musik als Kulturgut … .
Im Unterricht steht der Tanz im Vordergrund, Musik kann den Tanz unterstützen.
Das Kind kann sich an Musik orientieren, doch die Bewegung kann auch eine eigene
Zeit haben, unabhängig von musikalischen Vorgaben. Ich kann Zeit der Bewegung
selbst entscheiden.
Es gibt:
Zeit der Bewegung – Zeit der Musik
Die Frage ist, wie setze ich Musik ein, damit sie unsere tanzpädagogischen Ziele
unterstützt. Das hat wiederum etwas mit der Entwicklung des Kindes zu tun. Was macht
Sinn?
Musik nehme ich als ganzer Mensch über alle Wahrnehmungskanäle war. Doch der
primäre und direkteste Kanal ist das „Hören“.
4-6 Jahre
Im TanzRaum beginnen Kinder ab 4 Jahren zu tanzen. In diesem Alter bildet sich die
Basis. Deshalb beschreibe ich diese Altersgruppe auch hier etwas ausführlicher.
Kindern begegnet Musik in verschieden Feldern.
Vielleicht hören sie zuhause die Musik der Eltern mit.
Oder sie hören Kinderlieder - Lieder zum Mitmachen oder auch Serienhits. Ich nenne
das manchmal Ihre „Kinderzimmer-Musik“. Diese ist oft schon vorbesetzt mit Eindrücken
und Bildern. Und das ist auch wunderbar beim Hören zuhause oder mit Freund*innen.
Wir entscheiden uns für den Tanzunterricht bewusst für Musik, die Raum zum Tanzen
öffnet und in der die Kinder Möglichkeiten entdecken können.
In diesem Alter braucht es erst einmal deutliche Signale. So suche ich oft Musik, die
bspw. über langsam und schnell charakterisiert ist. In der Polarität der Zeit ist langsam
und schnell (oder auch Musik an – aus) auch als vordergründiges Merkmal sehr gut zu
unterscheiden. Langsam und Schnell „verkörpern“ und unterstützen musikalisch die
Basisbewegungen der Kinder, wie Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen.
Nach einer Weile beschreiben Kinder: Die Musik hüpft, hat Kurven, Wellen, ist in
Zeitlupe… .
Weiter wähle ich Musik, die die Fantasie beflügelt.
Im „Einhorn-Tanz“ animiert die Musik die Kinder, einen Ausdruck zu finden: Es wird
gezaubert, die Kinder fliegen mit den anderen zusammen. Die Kinder verkörpern
Charaktere. Es gibt Musiken, die sofort den Emotional-Körper ansprechen und darüber
die Fantasie füttern.
Das Gefühl ist nicht von der Musik aufgesetzt, sondern die Kinder finden in Sich den
Ausdruck. Er wird unterstützt.
Meine Rolle ist, Situationen / Welten zu kreieren, in denen die Kinder ihren Ausdruck
finden können und damit an der Musik emotional andocken können.
Wir können auch schon Musiken analysieren und die Wahrnehmung auf Instrumente
lenken. Höre einmal auf die Geige, höre das Klavier. Wann wechselt in der Musik die
Instrumentierung, was steht hier eher im Vordergrund? Hier machen Musiken Sinn, in
denen Instrumente oder Abschnitte deutlich charakterisiert sind. Die einzelnen
Instrumente/Abschnitte können genutzt werden, um den Tanz zu variieren.
Ein schönes Beispiel ist der „Regenbogentanz“.
Höre doch einmal von der Filmmusik-CD von Yann Tiersen
Die fabelhafte Welt der Amelie, Stück # 11, La valse d’Amelie (Version orchestre)
Hier kann man die einzelnen Abschnitte gut hören. Dazu gibt es dann die
„Wunschbewegung“, das „Fliegen“, den „Regenbogen“. Am Platz, im Kreis, durch den
Raum … .
7-9 Jahre
Nun hat das Musikverständnis sich schon weiterentwickelt. Wir beschäftigen uns nun
auch schon damit, zeitliche Strukturen zu entdecken. Tempo, Takt, Rhythmus… .
Wir synchronisieren die Zeit der Musik und die Zeit der Bewegung. Höre ich den Takt?
Den Rhythmus? Die Melodie? Wie betone ich die Bewegung?
Wir bilden zeitliche Phänomene der Musik in der Bewegung ab.
Bewegungsfolgen werden gelernt und wiederholen sich in der Zeit der Musik.
Wir schauen auch, wie Musik künstlerisch genutzt werden kann. Das entscheiden die
Kinder. Es gibt beispielsweise eine Rolle. Aus einer Auswahl entscheidet das Kind mit,
welche Musik für die Rolle genutzt wird. Die Kinder entscheiden das nach ihrem Gefühl
und finden Kriterien, warum sie sich entscheiden. Darüber entwickeln und eine eigene
Ästhetik! Und nicht meine oder die des Musikers.
Wir ordnen auch die Musik ein. Wie Anfangs beschrieben, gibt es Lieblingsmusik, die
die Kinder zu Hause hören und Musik, die im gestalterischen Sinne zum Tanzen hilfreich
ist.
Die TanzRaum-Company
Hier braucht es einen Mittelweg, der zum einen das Lebensgefühl der Jugendlichen
unterstützt und wiederspiegelt und zum anderen in eine – vielleicht noch unbekannte –
experimentelle und künstlerische Welt führt und worüber sich der Horizont über das
Lebensgefühl hinaus erweitert. Das gilt so auch für Erwachsene. An dieser Schwelle
stehen die älteren Jugendlichen jetzt.
Es werden auch Musiken genutzt, die herausfordern. Das heißt, wir lernen dabei auch
Abstand von der Musik als reine „Gefühlssache“ zu nehmen und die ganze Bandbreite
von Musik im künstlerischen Kontext zu reflektieren und zu nutzen.
So müssen Tanzen und Musik im Zusammenspiel nicht unbedingt die gleiche Energie,
den gleichen Ausdruck haben, sondern ergeben erst im Zusammenspiel ein
künstlerisches Drittes. Sogar Tanzen zu einem Gedicht ist möglich, wie aktuell zum
Beispiel bei „Der Panther“.
Wir schauen uns Choreografische Prozesse an, beschreiben diese und ordnen diese
künstlerisch ein.
Es bedarf der Achtung vor Musik und der Achtung vor der Tanzkunst.
Beides zusammen zu bringen ist erfüllend.
Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst von Musik beflügelt zu sein.
1.3. Körper und Bewegung: Koordination und Gefühl
Als motorische Entwicklung wird die Entwicklung aller
Bewegungsabläufe des menschlichen Körpers während des
Heranwachsens bezeichnet. Kopf, Schulter, Rumpf, Becken,
Arme und Beine. Wie entwickelt sich das Zusammenspiel?
Und ganz wichtig: Wie fühlt sich das an?
Körper und Geist verändern sich ständig. In welche Richtung
das geht, hängt davon ab, wie ich damit / mit mir umgehe.
Nicht nur Bewegungsabläufe können sich entwickeln, sondern es ist auch möglich das
Körpergefühl auszubilden. Fühlt sich mein Körper stark an oder zart? Welches
Körperteil führt? Wie fühlen sich große oder kleine Bewegungen an? Ich mag mich so,
wie ich bin! Uvm..
Bewegung / Bewegungsgefühl ist eine wesentliche Voraussetzung für kognitives und
soziales Lernen.
4-6 Jahre
Spielerisch, altersgemäß und zielgerichtet entwickeln die Kinder ihre eigene Tanz - und
Bewegungsvielfalt.
Der Körper wird in diesem Alter noch nicht in seinen Verbindungen genutzt. Er wird in
der Bewegung als Ganzes oder komplett isoliert genutzt. So ist zu Beginn das „Öffnen
und Schließen“, das „Groß und Klein werden“ als Ganzes möglich. Es ist auch möglich
Körperteile einzeln zu nutzen. Dafür nutzen wir die Basisbewegungen der Kinder, wie
Hüpfen, Laufen, Springen, Drehen, Schwingen.
Nach und nach verlassen die Proportion das „Kindchenschema“.
7-9 Jahre
Die Kinder kommen in die Schule, die motorische und geistige Entwicklung schreitet
voran Die Proportionen nähern sich immer mehr denen der Erwachsenen an. Das heißt,
das Kind wird „länger“ und der Schwerpunkt verlagert sich immer mehr in die
Köpermitte. Die niedrige Lage des Körperschwerpunktes führt zu einer stabileren
Gleichgewichtslage. Die Körpermitte bietet einen Gegenhalt.
Bewegungen verbinden sich dadurch mehr durch den Körper. Untere und obere
Extremitäten sind durch den „Massemittelpunkt“ verbunden. Und es können
Körperregionen isoliert und koordiniert werden.
Es entwickelt sich mehr und mehr ein ausgeprägter, wilderer Bewegungsdrang.
Im Tanzen werden die Kinder immer aktiver, selbständiger und das Interesse am
gemeinsamen Tanzen steigt.
Unterschiedliche Bewegungsabläufe können abgerufen werden.
Die Kinder bekommen erste Einblicke in Tanztechnik und – stile, wie Ballett und New
Dance.
TanzRaum-Company
Der Altersunterschied in der Company ist recht groß. Die Jüngeren werden von den
Älteren mitgenommen. Die erste puberale Phase setzt bei den jüngeren Kindern ein.
Die Gliedmaßen werden länger. Die Muskeln entwickeln sich nicht so schnell und es ist
sinnvoll im Training darauf zu achten, dass das Verhältnis von Wirbelsäulenlänge und
Muskelkraft in diesem Alter zu Haltungsschwächen führen kann. Die Koordination kann
vorübergehend etwas erschwert sein. All das ist einfach so - und wir trainieren und
tanzen munter weiter.
Wir entwickeln ein positives Körpergefühl. Im TanzRaum gibt es kein zu dick, zu dünn,
zu groß, zu klein … . Du bist okay und tanzt wirklich schön so wie DU tanzt!
Das bedeutet aber auch, weiter zu lernen und Herausforderungen zu meistern und auf
diese Weise körperlich zu „wachsen“ und zu verändern. Weniger aus einem Defizit
heraus, sondern aus einem Gefühl des Aufgehoben seins - aus einem positiven
Bewusstsein für meinen Körper heraus. Die Koordination und das Gefühl werden auf
einer ganzheitlichen Basis weiterentwickelt. Es fehlt nichts – es kommt etwas hinzu.
Der körperliche Veränderungsprozess ist begleitet von einer enormen emotionalen
Entwicklung. Die zweite puberale Phase beginnt. Je älter die Kinder werden, umso mehr
gleicht sich alles in Richtung „erwachsen werden“ aus.
Wir entwickeln einen flexiblen, zarten, kraftvollen – gefühlvollen Körper und ich mag
mich so wie ich bin!
Wie schön kann es sein, sich beim Tanzen zu spüren und sich vielfältig zu bewegen.
Dich leicht, frei und verbunden in deinem Körper zu fühlen.
1.4. Sozialbezug: Die Welt „mit anderen Augen“ sehen
Der Duktus unseres Unterrichts ist geprägt von einem
Humanistischen Menschenbild und sieht in jedem Menschen
eine eigenständige, in sich wertvolle Persönlichkeit und
respektiert die Verschiedenartigkeit von Menschen.
Niemals sind zwei Personen gleich. Und das wird respektiert.
Jeder Mensch wird ernst genommen in seiner ganz eigenen
Art und Ausdrucksweise, auch wenn sie uns erst einmal
unverständlich erscheint: Für die betreffende Person hat sie einen Sinn, der interessant
ist.
Dann brauche ich keine Angst vor „Fremdem“ zu haben, sondern wir können uns in
unserer Verschiedenheit verbinden und voneinander profitieren. Und sogar etwas – ein
Stück TanzKunst - entwickeln, was alleine gar nicht denkbar – tanzbar - gewesen wäre.
Wir können mit Gestaltungsfreude gemeinsam neue Ideen erzeugen und diese
auszuprobieren.
Gerhald Hüther hat den Begriff der Co-Kreativität geprägt. Der Begriff der Kreativität
verbindet sich in unserer Kultur zumeist mit der Vorstellung, dass nur der Einzelne
wirklich kreativ sein kann. Beim Stichwort Kreativität fallen uns Persönlichkeiten wie
Leonardo Da Vinci, Johann Wolfgang von Goethe oder zum Beispiel Albert Einstein ein.
Selten erinnern wir uns jedoch an die Namen von Teams, die durch Zusammenarbeit
besonders kreative Leistungen hervorgebracht haben.
Dabei ist Co-Kreativität eigentlich die kreative Normalität. Denn wir erleben die Welt
immer in Beziehung zu anderen Menschen. Wir unterhalten uns, greifen Anregungen
auf, stellen uns den Fragen der Anwesenden und verdichten Ideen. Gerhald Hüther
verweist darauf, dass das menschliche Gehirn durch Beziehungserfahrungen mit
Mitmenschen strukturiert wird und insofern ein „soziales Konstrukt“ darstellt. Intelligenz
und Kreativität haben eine kollektive Dimension. Sie sind immer co-intelligent und co-
kreativ.
Kunst – TanzKunst - in einer wertfreien Atmosphäre – bietet alle Möglichkeiten, ein
humanistisches Menschenbild in seinem Menschsein zu entwickeln und darüber in
einen kreativen Schaffensprozess zu kommen.
Tanzen ist kooperativ. Wir sind ein Team, in dem die Rollen immer wieder wechseln. Es
gilt mit anderen zu kooperieren und auf die Wünsche und Gefühle anderer Rücksicht zu
nehmen. Es geht auch darum sich in der Gruppe zu behaupten, Kontakte mit anderen
zu knüpfen und gleichzeitig die Ziele und Bedürfnisse von anderen zu berücksichtigen.
Diese Fähigkeiten beginnen sich mit 4 Jahren zu entwickeln. In diesem Alter beginnen
die Kinder im TanzRaum zu tanzen. Das Kind beginnt „die Welt auch mit anderen
Augen“ zu sehen. Es kann sich erstmals vorstellen, dass andere etwas anders als es
selbst fühlen, denken und handeln. (Warum weint oder lacht das andere Kind?)
Hierdurch beginnt es sich in andere hineinzuversetzen. Die Ichbezogenheit der ersten
Jahre wandelt sich allmählich in ein Interesse für andere.
Die Kinder und später Jugendlichen entwickeln im Laufe der Jahre immer mehr und zu
einem großen Anteil ihre eigenen Tänze im Team. Darin üben und reflektieren wir die
Kompetenzen, die es braucht, um an ein Ziel zu gelangen.
Führen und Folgen
Offenheit
Respekt
Entscheidungsfähigkeit
Neugierde
Probleme lösen ohne aufzugeben = Kreativität
Sich zeigen – gemeinsam mit der Gruppe oder alleine
Zusammen Spaß haben.
„Skills“, die in einer friedlichen, vorurteilsfreien, kooperativen, konstruktiven Welt
unerlässlich sind.
TanzKunst ist friedlich.
Unser Tanzen ist ein künstlerisch, pädagogischer Beitrag zur Friedensbildung. Im
Tanzen brauchen wir alle dafür notwendigen sozialen Kompetenzen, die Ich-Stärke,
Empathie und die Fähigkeit zu Perspektivenwechsel sowie kommunikative und
kooperative Fähigkeiten beinhalten. Und Respekt.
Diese Grundgedanken ziehen sich durch die Arbeit mit allen Altersgruppen im
TanzRaum. Von 4 – 94 Jahren.
Wie schön kann es sein, in der Tanzkunst im Team etwas zu erreichen.
1.5. Fantasie - Alles ist möglich
Fantasie ist die menschliche Fähigkeit der kreativen
Vorstellungskraft. Mithilfe der Fantasie kannst du dir Szenarien
in der Vergangenheit und Zukunft vorstellen, die so (noch)
nicht passiert sind. Sie kann uns sogar fremde Welten
eröffnen, die über der rationalen Vorstellungskraft liegen und in
der unsere bekannten Naturgesetze nicht mehr gelten.
Fantasie kann sowohl bildhaft als auch sprachlich und logisch
sein, doch sie beinhaltet immer neue Ideen. Sie imaginiert, stellt sich also bildlich vor,
wie etwas sein könnte.
Sie kann uns Freude bereiten und uns unterhalten. Überall finden sich in unserer realen
Welt Fantasiewelten. In ihnen sind Dinge möglich, die in unserer Welt nicht möglich
wären.
Grundsätzlich ist Fantasie die Voraussetzung für Innovation. Es braucht Ideen, die über
unsere faktisch ausgerichtete Vorstellungskraft hinausgehen, um Neues zu schaffen.
Fantasie arbeitet mit unseren Erinnerungen. Unsere erlebten Erfahrungen dienen dazu,
die Inhalte in einen neuen Zusammenhang zu setzen. Das müssen nicht immer
abstrakte oder innovative Gedanken sein. Manchmal hilft es uns schon in Situationen
hineinzufühlen, die wir so noch nie konkret erlebt haben. Genau dieses
Einfühlungsvermögen sorgt bei regelmäßiger Anwendung für mehr Empathie. Wir
trainieren das „So-tun-als-ob“ und wappnen uns so für Situationen, in denen Ähnliches
wirklich geschieht. Je öfter wir uns mithilfe unserer Fantasie in Menschen und
Situationen hineinversetzen, umso empathischer werden wir auch im realen Leben.
Kinder sind unglaublich fantasievoll. Sie erschaffen neue Welten beim Spielen, sehen
Figuren und Tiere in Gegenständen, beleben sie und denken sich ausgeschmückte
Geschichten zu ihnen aus. Sie reagieren bereits auf kleine Reize mit hohem Interesse
und einer übermäßigen Lernfähigkeit. Insbesondere im Alter von drei bis zehn Jahren
sind sie sehr lernfähig.
Die extreme Lernfähigkeit nimmt im Alter ab. Unsere Fantasie schwindet in Teilen und
wird durch faktisches, rationales Denken ersetzt. Dennoch lernen wir neue Dinge meist
nicht passiv auswendig (abgesehen von Vokabeltests und Prüfungen). Wir lernen,
indem wir bereits Bekanntes auf Neues anwenden, indem wir ausprobieren und unserer
Intuition folgen. Fantasievolle Menschen haben mehr Anwendungsmöglichkeiten ihres
Wissens.
Sie denken nicht im konventionellen Sinne, sondern können verschiedene
Anwendungsbereiche und Erfahrungen miteinander mischen und neu kreieren.
Fantasie verändert sich also mit zunehmendem Alter. In Tänzen nehmen die Kinder oft
eine Rolle ein. Wir lassen uns inspirieren von der Natur, von Fantasiewelten, von Dingen
aus bisher erfahrenen Lebensumwelt der Kinder. Jugendliche arbeiten mit Poesie, mit
Erfahrungen aus Alltag und Beziehungen oder - interdisziplinär - mit anderen
Kunstformen. Die Entwicklung geht dabei am Anfang vom völligen Eins werden mit der
Rolle (ich BIN in dem Moment der Drache, die Prinzessin …) bis - mit zunehmendem
Alter - hin zum Einnehmen einer Rolle in einer künstlerischen, gestalterischen Distanz,
die reflektiert werden kann. Ich kann LERNEN, bewusst vom faktischen, rationalen
Denken zu wechseln in die Intuition und Fantasie! Wenn ich das übe!
Die Kinder beginnen im TanzRaum ab 4 Jahren zu tanzen. Hier ist dieser bewusste
Wechsel noch nicht möglich.
Mit 4 – 6 Jahren (und ggf. auch länger) befinden sich Kinder in der „Magischen Phase.
Magisches Denken zeichnet sich dadurch aus, dass Kinder die Realität zwar
wahrnehmen, gleichzeitig jedoch fiktive Gedanken mit in ihr Bild von der Welt
aufnehmen.
Aus rationaler Sicht ist dies kaum nachvollziehbar. Allerdings durchlaufen Kinder nach
Piaget diese magische oder auch mystische Phase, um die Grenzen zwischen Realität
und Fiktion langsam aber sicher erkennen zu können.
Während der magischen Phase ist in der kindlichen Vorstellung alles möglich. Alles, was
das Kind sich wünscht und denkt – Schönes wie auch „Schreckliches“ –, könnte
tatsächlich eintreten. Was es selbst denkt und tut, sieht es als wichtige Ursache für
Vieles, was passiert. Gleichzeitig ahnt oder befürchtet das Kind, dass andere Kinder und
Erwachsene, aber auch Hexen, Feen und Monster auf die gleiche Weise etwas
geschehen lassen könnten.
Fachleute sprechen von einer in sich stimmigen „magischen Logik“: Dinge und
Geschehnisse werden von dem Kind weitgehend magisch erlebt, und durch „magische
Theorien“ versucht es, sie zu deuten und zu erklären. Viele alterstypische Ängste und
Befürchtungen, aber auch freudige Überraschungen und Erwartungen haben hier ihren
Ursprung:
Hexen, Monster und Geister, aber auch Weihnachtsmann, Christkind und Osterhasen
gibt es in der kindlichen Vorstellung wirklich.
Nichts scheint unmöglich.
Das Denken in magisch-phantastischen Dimensionen ist nichts Ungewöhnliches für
Kinder, sondern ein altersbedingter Prozess der Entwicklung. Durch die Ergänzung von
gesichertem Wissen mit eigenen Fantasievorstellungen versucht das Kind Ordnung und
Struktur in sein Leben und seine Umwelt zu bringen. Diese Phase wird in der Regel im
dritten bis fünften Lebensjahr durchlebt. Je jünger das Kind, desto ausgeprägter ist das
phantastische Denken ohne Grenzen.
Wenn das junge Kind eine Rolle einnimmt, dann „macht es nicht wie“ eine Fee oder ein
Drachen – es ist die Fee, es ist der Drache! Es gibt keine rationale, faktische Distanz.
Es kann berichten, was es erlebt hat, zum Beispiel über Malen oder Sprechen, doch
eine künstlerische Transformation macht noch keinen Sinn. Das ist dann mit
zunehmendem Alter der Weg - so wie oben beschrieben. Das Kind bis zum
Jugendlichen und weiter bis zum erwachsenen Menschen kann LERNEN, die Fantasie
anzuwenden und für sich zu nutzen (wenn dies notwendig ist). „Rumzuspinnen“,
Brainstorming oder im Tanzen auch „Bodystorming“ werden im TanzRaum als
wesentlicher Bestandteil in einem Gestaltungsprozess erlebt, geübt und reflektiert.
Oft „befragen“ wir Objekte um uns einen Impuls für die Transformation ins Tanzen zu
geben.
„Was siehst du an Bewegung in dem Baum?“ Finde die Bewegung in dir.
„Welche Form hat er“ Finde die Form in dir. Bringe sie in Bewegung
„Gibt es ein Gefühl, eine Atmosphäre, eine Erinnerung, die mit dem Betrachten des
Baumes auftauchen?“ Wie kannst du das in Bewegung bringen?
So kann ich Bewegung FINDEN und wenn das Kind älter ist auch variieren und sichern.
Und daraus Tänze gestalten. Vielleicht als Solo, oder, wie im letzten TanzBrief
beschrieben im Team.
Wenn Kinder „Fantasieren“, dann ist das für das Kind wahr. Im künstlerischen Kontext
und in der Persönlichkeitsentwicklung hin zu einem Individuum bedeutet dies, dass
dieser Prozess Raum braucht. Ein Appell: Wenn das Kind fantasiert, wenn das Pferd
grün ist oder 5 Beine hat oder einfach nur aus Farben besteht, dann ist es hilfreich
einzuschätzen, dass das für das Kind momentan die Wahrheit ist und dies der
Entwicklung der künstlerischen Persönlichkeit dient. Daran kann sich der Erwachsene
beteiligen und über Fragen und Neugierde ein Stück mitgehen in die Fantasiewelt. Das
„Faktische“ wird mit zunehmendem Alter schon noch erkannt und unterschieden. Hier
geht es um das Entwickeln einer eigenen Ästhetik! Um die Entwicklung einer kreativen,
gestalterischen, innovativen Persönlichkeit. Es geht nicht darum, den Geist eines Kindes
zu formen, sondern darum, dem Kind die Möglichkeit zu bieten, seinen Geist
eigenständig zu entwickeln; sich seine Welt selbst zu erschließen. Indem wir Kinder
belehren und bewerten, ein bestimmtes Verhalten von ihnen erwarten und sie so zu
formen versuchen, dass sie uns gefallen, engen wir sie in ihrer Vorstellungskraft und in
ihrer Entwicklung ein. Kinder brauchen die Möglichkeit, einen weiten und offenen Blick
auf die Welt zu haben und darüber viele Aspekte unserer Welt und auch ihrer eigenen
Persönlichkeit überhaupt erst kennenzulernen. Wir können einen geschützten Rahmen
schaffen, der sinnvoll ist und das ermöglicht.
Das Rationale nimmt in unserem Kulturkreis großen Raum ein. Struktur ist auch wichtig.
Der kognitive Anteil hilft uns, auf rationaler Ebene die Welt zu verstehen und zu
erklären. Doch mindestens genauso wichtig ist die Fantasie, um an einer sich ständig
verändernden Welt gestaltend teilzunehmen. Leider spielt die Fantasie, je älter wir
werden, immer weniger eine Rolle. Doch beides spielt zusammen. Jeder Mensch kommt
mit Fantasie auf die Welt. Im künstlerischen Tanz können wir üben, dieses Potential zu
erkennen, zu genießen, zu reflektieren und auch als Kompetenz weiter zu nutzen.
Raum, Zeit und Musik, mein Körper, meine Bewegung, Sozialbezug/Kontakt und
Fantasie spielen zusammen. Im Unterricht sammeln wir über das Wahrnehmen und
Bewegen, spielen, experimentieren, tanzen, gestalten, improvisieren, Tanztechnik,
lernen von Bewegung vielfältige Erfahrungen. Damit es nicht bei der reinen Erfahrung
bleibt, reflektieren wir auf unterschiedliche Art und Weise das Erlebte. Damit „sichern“
wir die Erfahrung auch kognitiv und lernen, integrieren, wachsen.
2. Die Reflexion
„Reflexion“ als Technik werden die Menschen von heute und morgen ebenso dringend
brauchen wie Lesen, Schreiben und Rechnen, wenn sie ein gewisses Maß an
Selbstständigkeit und Souveränität entwickeln und behalten wollen.
Über die Reflexion können Kinder, Jugendliche, Erwachsene wachsen.
Wir machen im Unterricht vielfältige Erfahrungen. Das herausragende am Tanzen ist die
Möglichkeit, dass diese Erfahrungen nicht nur „mit dem Kopf“, sondern verbunden mit
dem Körper (-gefühl) und Bewegung in all den zuvor beschriebenen Facetten stattfinden
kann.
Wenn Inhalte nicht auf der reinen Erfahrungsebene verbleiben sollen, sondern
tatsächlich als Kompetenz integriert werden sollen, also auch kognitiv zugänglich und in
Zukunft anwendbar sein sollen, dann ist es hilfreich, Erfahrungen zu reflektieren. Das
erweitert zukünftiges Handeln.
Jeder Mensch hat eine andere Wahrnehmung. So kann es sein, dass es 5 verschiedene
„Erfahrungsberichte“ gibt, wenn 5 Menschen Erlebnisse, die objektiv das gleiche
„Setting“ haben, beschreiben. So wie eine Erfahrung wahrgenommen wird, so ist sie für
das Individuum wahr. Jedes Individuum kann so in seiner eigenen Persönlichkeit
wachsen und gleichzeitig erfahren, wie andere Menschen „sind“. Und dabei kann man
Respekt vor anderen „Wahrnehmungen“ und Entwicklungen lernen.
Fragen: „Was hast du Neues gelernt, Was war deine Lieblingsbewegung, Mit wem hast
du heute alles getanzt, Zeige eine Bewegung, die du behalten hast“, sind zu Beginn
hilfreich.
Das Kind hat die Möglichkeit von sich und seiner Welt zu erzählen.
„Was gibt es noch für Möglichkeiten? Entdecke sie.“
Kinder finden ihre Sprache.
Ergänzend ist Malen ist eine Reflexions-Technik. “Schließe die Augen, nimm einen Stift
und beginne… .“ „Spüre nach: Was war mir wichtig. Was war neu. Welche Farbe hat
das, welche Form… .“
Je älter das Kind wird auf dem Weg zum Erwachsensein, umso abstrakter kann eine
Reflexion sein und auf andere Ebenen übertragen werden.
3. Die Bereiche des Tanzes
Am Ende steht das Tanzen im Vordergrund. Dabei findet das Gelernte in künstlerischen
Flow seine Anwendung.
Hier gibt es 3 Tanz-Bereiche:
Improvisation – spontan tanzen
Choreografie – eigene Tänze entwickeln
Repertoire – existierende Tänze lernen und verkörpern
Jeder Tanzbereich birgt unterschiedliche Kompetenzen und unterschiedliche
tänzerische UND pädagogische, also persönlichkeitsbildende Ziele.
3.1. Improvisation
folgt – wird weiter ausgearbeitet
spontan, vertrauen das ich in Situationen handlungsfähig bin
hier und jetzt
Vertrauen in die Intuition
Beschreiben statt bewerten
3.2. Choreografie
folgt – wird weiter ausgearbeitet
Man lernt die Stufen des Gestaltungsprozesses kennen. „Finden“ über Brainstorming,
Bodystorming. Sich entscheiden damit weiter zu arbeiten, das ist Kreativität – nicht
aufgeben. Die Fähigkeit haben zu variieren, abstrahieren, verdichten. Aus Teilen ein
Werk gestalten. Zu zeigen. Alleine und im Team.
Durch die erfolgreiche Erfahrung wächst das Vertrauen in die eigene Schaffenskraft.
Gestaltung kann geübt werden.
Er unterstützt dabei, eigene Entscheidungen zu treffen.
Teamarbeit, Rollenverständnis wird entwickelt.
Fantasie und Abstraktionsvermögen wird entwickelt
ES ENTWICKELT SICH EINE EIGENE ÄSTHETIK
3.3. Repertoire
folgt – wird weiter ausgearbeitet
Fremde Bewegungen sich zu eigen machen.
Lernen und verkörpern,
Einen eigenen persönlichen Ausdruck in etwas „zunächst Fremden“ finden.
Ende
Wir hoffen, das Geschriebene war interessant für dich und trägt ein wenig dazu bei, die
Kinder noch besser zu verstehen. Kinder sind unsere Zukunft.
Liebe Grüße
Ruth (und Uli)